Neulich war ich mit Petra unterwegs, als ihr Blick auf die Auslage eines Antiquitäten-/Trödel-/Ramschladens fiel: „Wenn das Ding noch funktioniert, nehme ich es meiner Tochter mit und schenke es ihr!“
Also rein in den Laden und wenige Minuten später war Petra die begeisterte neue Besitzerin. Und ich verstand nur Bahnhof. „Seit wann spielt sie denn Schach? Wusste ich gar nicht …“ Und Petra sah mich grinsend an: „Tut sie doch gar nicht. Sie vertrödelt mal wieder ihre Zeit mit allem möglichen Kram und hat keine Zeit für das Wesentliche.“
Ich muss ziemlich konsterniert auf das Päckchen geblickt haben, das Petra in der Hand hielt. „Und jetzt willst du, dass sie auch noch Schach lernt?“ Zu meiner Ehrenrettung: Ich stand echt auf dem Schlauch. Aber warum soll ich es nicht zugeben, denn manchmal ist Petra einfach gewitzter als ich.
„Nein. Natürlich nicht. Du hast doch ein Buch zum Thema Task-Diät geschrieben. Das ist eine Schachuhr: Die wird meiner Tochter vor Augen führen, dass die Zeit nicht still steht. Die zwei Uhrwerke sind verbunden. Wenn man die eine stoppt, beginnt automatisch die andere zu laufen. Wenn sie also Shoppen oder sich mit Freunden treffen will … oder einfach nur rumhängt, dann läuft die andere Uhr weiter. Und dann kann sie bestimmte andere Wünsche oder auch ihr Praktikum vergessen, wenn die andere Uhr läuft. Also: Eine Uhr für die wichtigen Dinge, eine für Freizeit und Ablenkung. Und wenn sie rumtrödelt, dann läuft eben die andere Uhr. Selbst, wenn sie die Uhr nicht wirklich nutzt, wird sie sie daran erinnern. Das ist es mir wert.“
Ich gebe zu, dass ich beeindruckt war. Und ich überlege ernsthaft, ob ich uns nicht auch eine Schachuhr kaufe. Nicht um sie zu benutzen, sondern einfach zur ständigen Mahnung. (Übrigens: Petras Tochter hat das Geschenk sehr gut gefallen. Was es langfristig bewirkt, muss man abwarten.)