Eine Frage wird mir immer wieder gestellt: „Wie erkenne ich, wie viel genug ist und wann ich von etwas zu viel besitze?“ Letzte Woche bekam ich dazu auch wieder eine Mail, in der nach Checklisten für den Kleiderschrank gefragt wurde.
Wie viele T-Shirts, Blusen, Röcke, Hosen oder Socken Sie benötigen, ist vor allem von den persönlichen Umständen abhängig. Der erste Hinweis auf das richtige Maß ist das „Wohlfühl-Gefühl“: Ausgangspunkt der Dinge-Diät ist es ja meist, dass wir all den Kram als Ballast empfinden – Reduktion tut also not. Meiner persönlichen Überzeugung nach ist strikter Minimalismus aber auch nicht zielführend: Dann bräuchte man im Grunde nur das, was man am Körper trägt, und eine Garnitur zum Wechseln. Das würde bei mir niemals klappen – auch, weil ich mich bedarfs- und anlassgerecht kleiden möchte. Das richtige Maß ist also irgendwo zwischen „Zu viel“ und „Zu wenig“, denn „Zu wenig“ führt auch zu Unbehagen.
In „Die Dinge-Diät“ und in „Schlank im Kleiderschrank“ habe ich ja eine Menge Tipps gegeben, wie man selbst herausfinden kann, was und wie viel man benötigt: Markieren Sie (Post-it, Kleiderbügel bzw. Wäschestapel drehen …) alle Kleidungsstücke und prüfen Sie nach ein paar Wochen, was Sie nicht genutzt haben. Wenn es nicht gerade Sachen für ganz besondere Anlässe oder im Sommer die Winterklamotten sind und umgekehrt, dann ist spätestens nach 8 Wochen klar, was Sie regelmäßig tragen und was nicht. Raus aus dem Schrank mit den Sachen, die Sie eh nicht getragen haben!
Wenn Sie sich bei manchen Sachen unsicher sind, dann packen Sie sie in eine Kiste und stellen Sie diese in ein anderes Zimmer oder den Keller. Wenn Sie etwas davon benötigen, holen Sie es sich (aber nur dieses eine Teil). Alles, was nach 90 Tagen oder am Saisonende noch immer in der Kiste ist, kann ebenfalls weg.
Und dann ist da der Funktionstest: Manche Sachen sind zwar „nice to have“, aber im Alltag unpraktisch. Manchmal kauft man für die Prinzessin in sich ein, hat aber entweder nicht die Figur einer Prinzessin oder wird einfach nie zum Ball eingeladen. Die meisten Klamotten aber sollten alltagstauglich sein. Also Funktionstest machen und die Sachen einen Tag in der Öffentlichkeit tragen. Wenn es kratzt, kneift, zu peinlich ist oder sonstwie unpraktisch, dann auch damit kurzen Prozess machen! Ich hatte ein wirklich nettes Abendkleid, aber ich habe beim Test darin gefroren wie eine Schneekönigin. Und das im Sommer – das ist ein eindeutiges Signal; das Material war nicht meins, ich fühlte mich damit einfach nicht wohl.
Die meisten können ihre Garderobe problemlos um 50 bis 60 Prozent reduzieren, wenn sie sich nur trauen. Und man darf ja nicht den Fehler machen zu glauben, man müsse dann mit den verbliebenen Klamotten auf alle Ewigkeit auskommen: Man kann sich jederzeit Sachen leihen und sogar (praktische) Klamotten neu kaufen – nur sollte es beim Kauf möglichst immer eine Ersatzbeschaffung sein. Will sagen: Erst kommt ein altes Teil weg, dann ein neues her.
Eher traurig finde ich es, wenn mir Bekannte erzählen, sie hätten sich jetzt seit Jahren nichts Neues mehr gekauft, weil der Kleiderschrank ja so voll sei und sie sich geschworen hätten, alles erst mal „aufzubrauchen“. Klamotten sind ja keine Schokocreme. Und wann ist ein Kleidungsstück aufgebraucht? Klar, die Lieblingsstücke wird man anziehen, bis sie sich auflösen, aber was ist, wenn etwas schon merklich aus der Mode ist, aber unkaputtbar? Muss man das dann dennoch ewig auftragen, nur weil es noch nicht „aufgebraucht“ ist? Ich denke nicht.
Konkrete Checklisten, von was man wie viel braucht, kann man aber sicher nur für sich selbst erstellen. Ich kann nur empfehlen, kontinuierlich an der Reduktion zu arbeiten, bis die Wohlfühl-Schwelle unterschritten wird.