In vielen Schubladen, Schränken und Kellern sammeln sich im Laufe der Zeit alle möglichen und unmöglichen Dinge, von denen wir mal glaubten, sie unbedingt haben zu müssen. Aber warum fallen wir immer wieder auf Angebote herein, obwohl sich der meiste Kram als überflüssig und unnütz herausstellt?
Der Grund ist das MAYA-Prinzip. Und wer das einmal verstanden und verinnerlicht hat, ist anschließend wesentlich weniger anfällig für solche Offerten, weil er analysieren kann, was den Kaufimpuls auslöst. Und dann verliert der Zauber seine Wirkung.
Aber der Reihe nach. Das MAYA-Prinzip geht auf Raymond Loewry zurück, der es schon in den 1920ern formuliert und für Produktentwicklung und -vermarktung genutzt hat. MAYA steht für:
Most Advanced Yet Acceptable
(auf deutsch etwa: „äußerst fortschrittlich, aber immer noch annehmbar“)
Damit beschreibt es exakt die Angebote, die auf uns den größten Reiz ausüben: Wir wollen moderne, fortschrittliche Produkte haben, weil wir uns dann selbst modern und fortschrittlich fühlen. Aber zugleich sollen die Sachen auch irgendwie vertraut sein, nicht komplett abgehoben – also annehmbar und „akzeptabel“. Das mit dem „akzeptabel“ hat einerseits damit zu tun, dass wir selbst nicht komplett umlernen oder uns umstellen wollen, andererseits damit, was in unserem Umfeld akzeptiert wird. Aber auch der Preis kann natürlich „unakzeptabel“ sein – deshalb kaufen wir oft nicht das teuerste, sondern das zweit- oder drittteuerste Produkt und glauben, wir haben ein Schnäppchen gemacht.
Bei vielen der Sachen, die ich bei meiner Dinge-Diät in den hinteren Ecken gefunden habe, handelte es sich um genau solche MAYA-Produkte, die aber dann doch nicht so ganz die Erwartungen erfüllten:
- Die Digitalkamera, die extra für einen Urlaub angeschafft wurde und mehr gekostet hat als der Flug, sich dann aber als kompliziert herausstellte … und schon ein halbes Jahr später technisch veraltet schien.
- Küchenhelfer, die total praktisch schienen („Warum hat das vorher keiner erfunden?“) … um dann doch irgendwelche ungenannten Nachteile zu haben („Weil das Ding furchtbar schlecht zu reinigen ist.“, „Weil das in der Theorie super ist, man in der Praxis aber damit nicht zurecht kommt.“).
- Klamotten, die sich als doch nicht so „akzeptiert“ herausstellen („Ich liebe das Top, nur kann ich mich damit in der Öffentlichkeit nicht sehen lassen.“, „Die Schuhe sind toll, ich trage sie nur nicht, weil ich da jedes Mal Blasen bekomme.“).
- Oder der E-Reader mit dem gelobten augenfreundlichen Graustufen-E-Ink-Display, der seiner Zeit einfach irgendwie voraus war und daher dem viel schnelleren und bunteren Tablet den Platz überlassen musste.
Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du auch einen Haufen solcher MAYA-Produkte, die in der Praxis dann doch nicht ganz so “Most Advanced Yet Acceptable” sind? Dann steh dazu und trenn dich von ihnen – besser wird es eh nicht.
Noch viel wichtiger aber: Wenn der nächste Kaufimpuls lauert, dann frag dich, ob das MAYA-Prinzip dahinter steckt. Und dann schau ganz genau hin, was du in der Praxis von dem „most advanced“ hast – Was ist wirklich besser an der neuen Nudelmaschine gegenüber der alten? Brauchst du die beworbenen Funktionen/Eigenschaften deines Wunschprodukts tatsächlich? Welche Vorteile kannst du im Alltag daraus ziehen? – und ob das „yet acceptable“ tatsächlich zutrifft. Denn wenn die Neuerwerbung nicht wirklich deinen Vorstellungen entspricht, landet sie mit ziemlicher Sicherheit bald auf dem Abstellgleis, egal wie gut es den Marketingversprechen und dem Produktdesign kurzzeitig gelingt, diesen „MAYA – will haben!“-Impuls zu triggern.