Immer mehr Gegenstände kann man mittlerweile mieten statt sie zu kaufen. War es früher nicht viel mehr als die Wohnung, das Auto und einige Maschinen und Geräte, die man in Baumärkten bekam, so kann man mittlerweile alles Mögliche von der Waschmaschine über den Fernseher und die Spielekonsole bis hin zu Kameras, Smartphones, Partyzeltgarnituren, Sportgeräten u.v.m. von kommerziellen Anbietern mieten. Bei den meisten Sachen beträgt die Mindestmietdauer einen Monat, aber auch tage- und stundenweise lässt sich manches mieten. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt, da man die Mietdauer meist problemlos verlängern kann. Und teilweise wird es sogar erheblich günstiger, wenn man sich gleich für eine längere Mietdauer entscheidet.
Trotzdem höre ich häufig kategorisch: „Was zu mieten käme für mich nie in Frage!“ (Obwohl die gleichen Leute dann zur Miete wohnen, im Urlaub mit dem Mietwagen fahren und in Hotels wohnen.) Klar, mieten ist nicht immer sinnvoll, doch es kann auch Vorteile bringen.
Wann also sollte man sich für eine Mietoption entscheiden und wann nicht? Das hängt natürlich vom Einzelfall ab, aber aus Sicht der Dinge-Diät hat so eine Miete einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Kauf – ob in bar oder über eine Finanzierung: Man wird das Zeug wieder los, wenn man es nicht mehr braucht. Einfach zurückgeben.
Natürlich ist das für manche Situationen gerade nicht von Vorteil: Wer etwas mietet, das er immer wieder braucht, zahlt irgendwann mehr an Mietgebühren als der Kauf verschlungen hätte. Und am Ende der Mietzeit bleibt … nichts. (Bei manchen Mietmodellen gibt es die Möglichkeit, den Mietgegenstand irgendwann gegen eine Restzahlung zu erwerben, aber das ignoriere ich hier mal.)
Wo also liegen die Vor- und Nachteile beim Mieten von Gebrauchsgegenständen?
- Ausprobieren geht über studieren: Das finde ich toll. Man kann etwas für relativ wenig Geld ausprobieren und bindet sich nicht gleich an eine bestimmte Marke und ein bestimmtes Modell. Das kann sogar eine Zwischenoption sein: Möchte man eine teure Kamera erstehen, ist sich aber wegen des Modells unsicher, dann leiht man es sich erst mal aus und testet auf Herz und Nieren. Das ist auch ein guter Schutz vor „Zitronen“ – also Geräten, die zwar auf dem Papier toll aussehen und genau das zu sein scheinen, was man sich wünscht, in der Praxis dann aber Mängel und Nachteile aufweisen, über die man sich bei einem Kauf dann ewig ärgert.
- Kein Riesenfrust und kein finanzieller Verlust bei (unverschuldetem) Defekt: Mietsachen sind in der Regel versichert. Wer also seinen Fernseher mietet statt ihn zu kaufen, muss sich nicht mit irgendeinem Pseudo-Support im Elektromarkt rumschlagen, die das Ding dann eh nur für 3 Monate einschicken und nicht selbst reparieren kann, sondern wendet sich an den Verleiher und bekommt Ersatz. Und aus eigener Erfahrung, aber auch aus dem Bekanntenkreis weiß ich, dass viele schon den einen oder anderen „Elektroschrott“ gekauft haben – Gegenstände, die nach kurzer Zeit defekt waren oder sich als unbrauchbar erwiesen. (Ja, es gibt so was wie Gewährleistung und Garantieansprüche. Aber das durchzusetzen ist oft nicht leicht und wer es mal versucht hat, resigniert beim nächsten Mal oft.)
- Ideal für befristete Nutzung: Miete ist ideal, wenn man etwas in Wirklichkeit nur für kurze Zeit benötigt. Viele Dinge nutzt man tatsächlich nur im Urlaub, in einer bestimmten Jahreszeit, in einer bestimmten Situation (Feiern …) oder in Übergangsszenarien, den Rest der Zeit liegen sie rum. Da ist die Mietoption vorteilhaft, weil man sich den Klotz nicht ans Bein bindet.
- Toll bei unklarem Bedarf: Das geht in die gleiche Richtung wie das Ausprobieren. Oft kaufen wir etwas, das sich später als Fehlkauf erweist. Das Smartphone hat zu wenig Speicherplatz, dem Fernseher fehlt eine nützliche Funktion, an die man nicht gedacht hatte, usw. Etwas für einige Zeit auszuleihen und im Alltag zu nutzen hilft, den eigenen Bedarf besser einschätzen zu lernen. Und oft sieht danach die Entscheidungsgrundlage für die optimale Anschaffung ganz anders aus.
- Geringere Kapitalbindung: Wer etwas kauft, muss den Kaufpreis „verdauen“. Das führt zum Teil dazu, dass wir uns selbst einschränken und doch lieber das kleinere Modell wählen – und uns dann ewig über diese Einschränkung ärgern. Auf Mietbasis kann man sich ggf. ein höherwertiges Produkt leisten, da ja immer nur ein deutlich geringerer Mietbetrag pro Monat ansteht. (Aber Vorsicht: Man muss die Gesamtmietbelastung im Auge behalten – sowohl pro Monat über alle gemieteten Produkte als auch über die Mietdauer für jeden einzelnen Gegenstand.)
- Schnellere Entscheidungsfindung, weil weniger Risiko: Ich kann ein Lied davon singen, dass mein Mann Kaufentscheidungen über Monate hinzieht. Er versucht dann immer, alle Optionen abzuwägen und das günstigste Angebot zu finden. Oft genug sind dann seine Infos schon wieder veraltet oder es gibt ein Nachfolgegerät, bevor er überhaupt eine Entscheidung trifft. Mit Mietoptionen ist das viel unproblematischer. Neulich haben wir uns für ein Wochenende ein tolles Auto gemietet und haben damit eine Tour gemacht. Ein Modell, mit dem er schon länger liebäugelt. Am Ende war es ein wirklich netter Ausflug und wir sind übereingekommen, dass wir ja bei Bedarf jederzeit so einen (oder einen ganz anderen) Wagen mieten können und gar keinen Neuwagen brauchen.
- Kein langes Überlegen, wann der richtige (günstigste) Zeitpunkt für einen Kauf ist: Sollte man jetzt noch ein iPhone kaufen? Oder auf das nächste Modell warten? Vielleicht gibt es bald mal irgendwo ein günstiges Angebot? Oder vielleicht doch ein gebrauchtes Gerät? Wenn man sich für eine Mietoption entscheidet, sind solche Überlegungen unnötig.
- Dazu passt, dass man immer up-to-date sein kann: einfach auf neues Modell umsteigen, sobald es beim Vermieter verfügbar ist. (Okay, bei einer Waschmaschine würde ich mir jetzt nicht unbedingt den Aufwand antun, wenn es für das Modell 407649 das Nachfolgemodell 407649X gibt, aber bei kleineren Geräten und größeren Feature-/Leistungssprüngen durchaus.)
- Gut für „Fun“-Produkte: Der Spaß nutzt sich oft schnell ab, dann kann man Mietsachen zurückgeben und durch etwas anderes ersetzen. Denn wenn wir ehrlich sind: Haben wir nicht alle viel zu viele Sachen gekauft, die wir längst nicht mehr nutzen?
- Weniger Altlasten: Klar, dass der Kauf oft als die günstigere Variante erscheint. Aber Eigentum verpflichtet auch. Tatsächlich muss man nicht nur Kaufpreis und Mietpreis vergleich, sondern auch Aufwand für Entsorgung, Pflege/Reparaturen, Versicherung usw. einrechnen … und ggf. auch den Stress, den man damit hat, das Objekt der Begierde zu lagern, wenn die Begierde langsam nachlässt. Damit ist „mieten“ manchmal auch ökologisch die bessere Alternative, da die Sachen nicht einfach nutzlos rumliegen, wenn man sie nicht mehr braucht, sondern neu vermietet werden können.
Aber natürlich ist Mieten nicht immer eine Universallösung. Nicht immer findet man einen Verleiher/Vermieter für den gewünschten Gegenstand. Und bei langer Nutzungszeit kann die Miete deutlich teurer sein als Kauf … zumal einem das Produkt einem nie final gehört. Zudem sollte man immer im Vorfeld klären, was bei Defekt, Diebstahl oder Beschädigung passiert, wer haftet und ob ggf. Zusatzkosten entstehen können.
Was die Miete vor allem bietet ist Flexibilität. Aber auch da muss man hinterfragen, was einem diese Flexibilität wert ist. Zum Teil gibt es die Option auf eine längere Vertragsdauer und damit Bindung. Das kann wesentlich günstiger sein als eine monatlich oder gar täglich kündbare Miete – aber man verliert dann eben auch Flexibilität.
Schließlich gibt es zu den Varianten Kauf oder professioneller Mietservice noch die Alternative, sich Sachen von Freunden/Bekannten auszuleihen. Bei kurzer Nutzungsdauer (Party, Urlaub) funktioniert das in unserem Bekanntenkreis teilweise sehr gut (und oft sogar ganz ohne finanzielle Interessen, man lädt sich zum Dank dann mal ein oder verleiht selbst was). Und bei unseren Schals tauschen Karla und ich noch immer fleißig hin und her. Aber: Gerade beim Ausleihen im Bekanntenkreis kann es auch zu Streit kommen, wenn der Gegenstand beschädigt wird oder plötzlich „Eigenbedarf“ besteht. Bei langer Nutzungsdauer oder entsprechendem Risiko für den Gegenstand wäre ich da vorsichtig.
Fazit: Es gibt immer mehr Möglichkeiten, Dinge zu mieten statt zu kaufen. Das ist nicht immer die optimale Lösung, aber doch eine sehr interessante Option, wenn man sie richtig einsetzt.