Schnell: Zählen Sie mindestens fünf Freizeitaktivitäten auf, die Sie regelmäßig machen und für die Sie keine besonderen Hilfsmittel benötigen.
Schwierig? Kein Wunder: Handel, Industrie und Werbung suggerieren uns, dass wir für alles immer erst perfekt gerüstet sein müssen. Früher hieß „Wandern“, dass man raus in die Natur geht. Spontan. Heute bedeutet es, sich nur noch mit dem optimalen Schuhwerk, spezieller Goretex-Jacke, Wanderstöcken, Navi-App für Outdoor-Aktivitäten, Trinkflasche mit isotonischem Durstlöscher, beheizbaren Schuheinlagen, Wanderrucksack und natürlich Sonnen-, Wetter-, Regen-, Allergie- und Wildtierschutz vor die Tür zu trauen. Vielleicht wäre ein Ganzkörper-Schutzanzug zu empfehlen?
Schiffe versenken haben wir früher auf kariertem Papier mit einem simplen Stift gespielt, ebenso Hangman, Vier gewinnt etc. Heute braucht man dazu entweder eine kommerzielle App oder zumindest ein spezielles, nur für diesen Zweck geeignetes Spielzeug. Nudeln selbst machen? Ging früher mit Wasser, Mehl, Ei, Nudelholz (notfalls Weinflasche), Messer und Wäscheleine oder Kordel. Heute braucht man eine Nudelmaschine (am besten eine, die auch gleich den Teig knetet), Pastatrockner und ein dickes Anleitungsbuch.
In wenigen Tagen ist Halloween: Früher hätte man sich mit vorhandenen Mitteln ein Gruselkostüm gebastelt, sich mit Lippenstift eine Wunde geschminkt und die Deko und die Grusel-Gerichte selbst gebastelt. Und das war anregend, hat Spaß gemacht (auch wenn speziell Halloween erst in den letzten Jahren richtig „BIG“ geworden ist). Heute geht es nicht mehr ohne professionelle, kommerzielle Kostüme, fertige Plastikdeko und spezielle Gruselsnacks und -gerichte, die der Handel seit Wochen anpreist. (Und deren Reste ab kommender Woche mit wahnsinnigen Rabatten abverkauft werden … aber dann ist eh schon jeder auf der Suche nach dem Advents- und Weihnachtskram.)
Wir verlernen immer mehr, selbst zu entscheiden, was wir wirklich benötigen. Und kaufen Kram, der keine Probleme löst, sondern nur neue schafft! Schauen Sie sich mal in Ihrer Wohnung um, wo sich typische Vertreter dieser Dingisierung und Kommerzialisierung verstecken. Oft wandern sie nämlich nach dem ersten Gebrauch in den Schrank oder Keller: Nicht wirklich nützlich, aber zu teuer, um es einfach so wegzuwerfen. Und dann fragen Sie sich, ob der Kauf wirklich sinnvoll war oder Sie nur auf die Werbestrategen reingefallen sind, die Ihnen suggeriert haben, dass es eigentlich nicht „ohne“ geht. Oder dass „ohne“ out und so gar nicht modern ist. Aber oft geht es eben doch „ohne“. Und macht viel mehr Spaß und ist befriedigender!