Ich habe mal wieder eine Frage von einer Leserin bekommen, die ich hier samt meiner Antwort wiedergeben möchte:
Die Listenfrage: Ich habe versucht den Tip unter: Was ist mir wichtig? zu befolgen und jeweils die 15 teuersten bzw. liebsten Dinge aufgelistet. Das fiel mir nicht schwer. Aber bei den 15 schönsten Erlebnissen bin ich ins Stocken geraten. Ich konnte mich an mehr als 15 traurige Sachen erinnern, aber nicht an ganze 15 schöne Erlebnisse. Bei den traurigen Sachen spielten Trennungen eine ganz große Rolle. Kann es sein, dass ich deshalb heute Schwierigkeiten habe mich von Dingen zu trennen? Und wie kann ich das durchbrechen?
Ihre Beschreibung macht mich ein wenig traurig. Ich bin keine Psychologin, daher kann ich natürlich auch nur Vermutungen und Anregungen äußern. Aber wenn Ihnen vor allem traurige Momente einfallen, die mit Verlust zu tun haben, dann hatten Sie mit diesen – sei es Personen, Dingen oder Orten – doch vorher immer auch positive Erlebnisse. Sonst wäre der Verlust ja auch nicht so schmerzhaft.
Die Übung sollte darauf abzielen zu erkennen, dass man glückliche Momente nicht festhalten kann.
Ein tolles Erlebnis im Urlaub oder mit Freunden hängt nicht am Besitz, nicht an der Zahl der Kleider in unseren Schränken. Wir können den Moment nur bewusst erleben und für uns aufnehmen. Und jeden Tag aufs Neue bewusst und mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt gehen. Wer aber immer nur in der Vergangenheit oder für die Zukunft lebt, Altlasten mit sich herumschleppt oder glaubt, immer mehr anhäufen zu müssen, um sich für jeden Moment abzusichern, der verpasst die Momente im Leben, die es wirklich lebenswert machen.
Vielleicht versuchen Sie, den schönen Momenten in Ihrem Leben mehr nachzuspüren, diese Erlebnisse für sich bewusster zu machen. Bei allem kommt immer irgendwann der Punkt des Abschieds: der tolle Urlaub endet, der alte Fernseher wird ausgemustert, die Bluse ist verwaschen und nicht mehr tragbar, etwas geht kaputt, ein lieber Freund oder Verwandter stirbt, Beziehungen gehen in die Brüche. Das bedeutet aber nicht, dass die schönen Momente, die wir damit erlebt haben, plötzlich bedeutungslos sind. Im Gegenteil: Sie sind der entscheidende Teil – das, was uns immer bleibt, wenn wir es zulassen. So wie der erste Kuss. Diese Momente sind es, die uns keiner nehmen kann … nicht die Dinge und Personen selbst.
Ich würde Ihnen daher raten, die Übung regelmäßig zu machen. Was sind die Momente der vergangenen Woche, die besonders waren? Was waren die Highlights des letzten Jahres? Und was können Sie machen, damit Sie bewusst heute, morgen und übermorgen glückliche, spannende, schöne und erinnernswerte Momente erleben können? Was brauchen Sie dazu? Was behindert Sie dabei? Und was würden Sie gerne noch alles erleben?
Das Leben ist, was wir daraus machen!