Ist dir das auch schon mal aufgefallen: Wir heben häufig die besten Dinge für besondere Gelegenheiten und Anlässe auf – bis es zu spät ist.
Mein Mann besitzt einen Whiskey, gut versteckt im Schrank, den er für ganz besondere Anlässe aufbewahrt. Die Flasche war schweineteuer und steht jetzt schon ein paar Jahre rum. Keine Ahnung, ob so ein Whiskey schlecht werden kann, ich habe nur immer Angst, dass ich die Flasche mal aus Versehen runterwerfe.
Neulich waren wir bei Bekannten eingeladen und da es lustig war und immer später wurde, bot man uns an, doch im Gästezimmer zu übernachten statt noch eineinhalb Stunden nach Hause zu fahren. Das Gästebett wurde rasch frisch bezogen und meine Freundin meinte: „Jetzt schlaft ihr in der guten Bettwäsche, die mir meine Mutter zu Weihnachten geschenkt hat. Habe ich noch nie benutzt und für solche Gelegenheiten aufbewahrt, denn für den Alltag finde ich sie eigentlich zu schade.“
Aber ich bin nicht viel besser: Früher habe ich Klamotten, die mir besonders gut standen und in denen ich mich besonders wohlgefühlt habe, nur zu besonderen Anlässen getragen und sonst sorgsam im Schrank aufbewahrt. Wenn eine Mottenplage mich überfallen hätte oder sich die Mode gravierend geändert hätte, hätte ich Pech gehabt. Und die meisten von uns haben ein paar billige Süßigkeiten für uns selbst und ein paar teure Markenprodukte in der Schublade, falls mal Gäste kommen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Das ist doch absurd: Mein Mann trinkt schlechteren Whiskey, obwohl er besseren im Schrank hätte. Wir schlafen als Gäste in der Edelbettwäsche, die unsere Gastgeberin für sich „zu schade“ findet. Ich habe unbequeme Sachen getragen, um die bequemen zu schonen. Und wir essen billige Schokolade, während die teure in der Schublade langsam vor sich hin gammelt.
All diese Sachen haben wir uns geleistet, versagen sie uns aber zugleich. Und sie werden nicht besser, höchstens schlechter.
Wir sind so darauf programmiert, unser Leben in der Zukunft zu planen, dass wir vergessen, im Jetzt zu leben.
Welche Sachen hast du im Schrank versteckt für „besondere Gelegenheiten“? Und wäre es nicht viel sinnvoller, dir öfter mal einen kleinen Luxus zu gönnen statt die Sachen für später zu reservieren?