Kennst du das: Man hat irgendetwas überstanden, eine Leistung vollbracht, auf die man stolz ist, oder vielleicht fühlt man sich auch einfach schlecht oder ungerecht behandelt … und dann gönnt man sich etwas. Irgendwas. Als Belohnung. Oder zum Trost. Und tatsächlich: Danach fühlt man sich besser.
Aber Untersuchungen zeigen, dass wir solche Belohnungen völlig falsch nutzen. Wir belohnen oder trösten uns mit Dingen, die wir überhaupt nicht brauchen. Und nach kürzester Zeit ist der Reiz des Neuen verflogen. Aber den Kram einfach wegzuschmeißen gelingt uns auch nicht. Schließlich war es teuer – und wir haben es uns ja extra gegönnt, weil es gerade nichts Alltägliches war. So sammelt sich immer mehr Zeug an, das wir uns nur leisten, um uns etwas Gutes zu tun – das aber eigentlich von Beginn an zum Ballast wird.
Denk mal darüber nach, was du alles besitzt, weil du es dir in solchen Situationen einfach „gegönnt“ hast, das aber schon seit Monaten oder gar Jahren nicht mehr genutzt wird.
Schau in deine Schränke und Schubladen. Geh mit offenen Augen durch den Keller, sieh in deinen Schuhschrank. Wir entwickelt für diesen Kram einen „blinden Fleck“, nehmen ihn im Alltag kaum wahr. Schließlich verbindet uns mit den Sachen ein Moment, in dem wir überzeugt waren, uns etwas Gutes zu tun.
Aber der kritische Blick auf unseren Besitz offenbart, dass unsere Selbstbelohnungs-Strategie miserabel ist. Die Befriedigung ergibt sich bei solchen Spontankäufen nicht aus dem Gegenstand des Kaufs, sondern durch den Kaufprozess selbst! Zeit, sich eine andere Strategie zu überlegen.
Experten raten, sich nicht spontan und weitgehend wahllos zu belohnen oder zu trösten, sondern nur mit solchen Dingen und Erlebnissen, die uns unseren Zielen näher bringen. So können wir auch neue Gewohnheiten etablieren und fördern.
Ein paar Beispiele:
- Wenn du beispielsweise mehr Sport treiben willst und tatsächlich eine Woche kontinuierlich deine Trainingseinheiten absolviert hast, dann solltest du dich nicht mit einem Stück Sahnetorte, einem guten Wein oder einer neuen Handtasche belohnen, sondern mit einem neuen Paar Sportschuhe, dem Fitness-Armband, mit dem du schon länger liebäugelst, oder der Anmeldung zu einem Yoga-Kurs.
- Wenn du dich dafür belohnen willst, dass du endlich die Unterlagen für die Steuererklärung zusammengesucht und sortiert hast, dann belohnst du dich vielleicht mit einem neuen Ordnungssystem, durch das diese Arbeit künftig leichter fällt.
- Und wenn du so richtig gefrustet bist und dich unfair behandelt fühlst, dann gönn dir keine extravagante Bluse, die du dann doch nie anziehst und die dich jedes Mal traurig macht, wenn du in den Kleiderschrank schaust. Gönn dir stattdessen etwas, das dich dazu befähigt, irgendetwas zu erreichen, von dem du schon lange träumst.
Diese Belohnungen können dabei ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Zielerreichung sein, es geht nicht darum, sich ständig Lebensträume zu erfüllen. Aber wenn du das Prinzip verinnerlichst, dann führt ein Schritt zum nächsten und jede Belohnung und jeder Trostkauf bringt dich dem näher, was dir wirklich wichtig ist.
Und manchmal geht es gar nicht um Dinge, sondern um Momente, die man sich schenkt. Oder die man zulässt. Keine Handtasche und kein Paar Schuhe, kein Gadget und keine Traumreise kann das aufwiegen, was einem eine liebevolle oder tröstende Umarmung, ein entspannendes Bad ohne jeglichen Stress und Zeitdruck oder ein bewusster Spaziergang in der Natur geben kann.
Also: Belohne dich richtig, bewusst und zielgerichtet. Das tut nicht nur deiner Wohnung gut, hilft deiner Dinge-Diät und deinem Geldbeutel, sondern bringt vor allem dir mehr als jeder Spontankäufe.