Ich freue mich immer, wenn ich Zuschriften von LeserInnen mit praktischen Tipps bekomme, wie sie die kleinen und großen Herausforderungen bei ihrer Dinge-Diät meistern. Diesmal habe ich eine Nachricht von Vera (nicht unserer, eine andere Leserin) erhalten:
[…] Ich weiß, dass das kein Mega-Tipp ist, der sich für dein Blog eignet, aber trotzdem möchte ich es einfach mal jemandem erzählen, der mich vielleicht versteht. Ich habe nämlich früher sehr oft Sachen gekauft, die mich im Geschäft angelacht haben. Nichts, was ich gebraucht hätte. Irgendwelcher Kram, bei dem ich mich gut fühlte, dass ich ihn mir jetzt einfach leiste, ohne groß nachzudenken. Und spätestens am nächsten oder übernächsten Tag habe ich es bereut. Und wie in deinen Büchern landeten die Sachen dann irgendwo, wo ich sie nicht mehr sehen konnte.
Als ich das erste Buch gelesen habe, habe ich mir vorgenommen, keine impulsiven Käufe mehr zu machen. Aber so diszipliniert, nach Hause zu gehen und eine Nacht oder gar eine ganze Woche abzuwarten, bin ich nicht. Also war meine Strategie ganz einfach:
Raus aus dem Laden, einmal um den Block. Und dann hat sich der Kaufwunsch schon gelegt. Dachte ich. Hat aber nur in wenigen Fällen geklappt. Und ich habe mich oft am nächsten Tag doch wieder über mich geärgert. Und zwar gleich doppelt, weil meine Strategie nicht funktionierte.
Also brauchte ich eine andere Strategie. Und die ist es, von der ich dir erzählen wollte (bitte lach nicht): Ich gehe jetzt zweimal um den Block. Ich weiß nicht genau, was dabei anders ist, aber so verliere ich in den allermeisten Fällen die Lust, die Sachen zu kaufen. Es funktioniert also! […]
Was Vera da beschreibt, finde ich durchaus beachtens- und teilenswert. Sie hat nämlich für sich ein eigenes Rezept entwickelt. Mehr noch: Sie hat herausgefunden, was nicht funktionierte. Und sie hat sich davon nicht unterkriegen lassen. Ich finde das eine ganz tolle Leistung.
Das entspricht auch unserem Verständnis der Dinge-Diät: Es ist keine Blaupause, bei der es darum geht, ganz bestimmte Schritte zu unternehmen. Vielmehr geht es darum, selbst die „Dinge“ (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Hand zu nehmen und herauszufinden, was für einen funktioniert und was nicht. Statt Regeln und Rezepte eins zu eins zu übernehmen, hat Vera ihr eigenes entwickelt und so lange angepasst, bis es für sie funktionierte. Toll!
Warum es im konkreten Fall erfolgreicher ist, zweimal um den Block zu gehen? Ich kann mir verschiedene Gründe vorstellen. Vielleicht kommt man sich dabei einfach ein wenig „blöd“ vor und wird so aus dem Trott geworfen, den Kauf als ein Trostpflaster, eine Belohnung oder eine einmalige Gelegenheit zu sehen. Vielleicht durchbricht die stumpfsinnige Wiederholung irgendwelche Denkmuster. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass man es dann schon zweimal geschafft hat, wegzugehen ohne zu kaufen, dass es beim dritten Mal schon ganz normal erscheint. Aber was auch immer die psychologischen Ursachen sind: Hauptsache, es klappt.
Und es ist überhaupt kein banaler Tipp, sondern im Gegenteil ein sehr motivierender. Er zeigt nämlich, dass wir manchmal nur ganz kleinen Änderungen vornehmen müssen, um die Kontrolle über unser Verhalten und damit unser Leben zurückzugewinnen. Wir dürfen nur nicht frühzeitig kapitulieren.
Haben auch Sie einen Tipp oder eine Frage? Schreiben Sie mir einfach.