Vor einigen Wochen haben Karla und ihr Mann ihren alten Fernseher durch einen neuen ersetzt. Und davor wirklich Wochen damit zugebracht, Geräte zu vergleichen, Bewertungen zu lesen und Testberichte zu studieren. Karlas Intention war verständlich: Sie wollte das beste Gerät für ihre Zwecke finden.
Vorher war sie zweimal bei Käufen „reingefallen“: Das Handy, das sie bei ihrer Vertragsverlängerung bekam, war ihr von der Bedienung viel zu kompliziert und zudem war es echt langsam und buggy. Und bei einer neuen Küchenmaschine ist ihr nach kurzer Zeit irgendwas abgebrochen und das Gerät meinte daraufhin, nicht richtig verschlossen zu sein und konnte nur noch durch Tricks zum Arbeiten überredet werden. Ersatzteile gibt es nicht und laut Support ist es Karla, die für den Defekt verantwortlich ist.
Gut informiert ist gut gekauft?
Da ist es irgendwie klar, dass sie jetzt auf Nummer sicher gehen wollte. Aber das ist gar nicht so einfach: Das Web ist voll von falschen, geschönten, irreführenden, gekauften oder sonstwie unbrauchbaren „Kundenbewertungen“. Und Testberichte gehen oft auch nicht auf die Dinge ein, die in der Praxis wirklich von Bedeutung sind. Sich ein umfassendes Bild zu machen ist daher nicht nur schwierig, sondern auch sehr zeitaufwändig. Und es ist nicht gesagt, dass man dann tatsächlich zum richtigen Produkt findet.
Zählt man die Stunden und Kilometer zusammen, die Karla mit ihrem Mann für die Suche nach dem „besten“ Fernseher aufgewendet haben, dann ist die Anschaffung sicher kein Schnäppchen mehr. Und eine gewisse Unsicherheit bleibt immer.
Zu viel Auswahl, zu wenig Entscheidungsgrundlage?
Wir wollen alle vermeiden, Produkte zu kaufen, die dann nur in der Ecke rumstehen, weil sie nicht den Erwartungen entsprochen haben, sich als fehleranfällig oder zu kompliziert erwiesen haben oder einfach Mängel haben. Als ich Karlas Bemühungen mitbekommen habe, den neuen Fernseher auszusuchen, ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich Leute mit dem Problem umgehen:
- Ich recherchiere bei Anschaffungen auch mehr im Web als nötig und sinnvoll.
- Eine Arbeitskollegin bestellt sich oft drei, vier oder fünf Artikel, probiert sie dann und schickt die zurück, die ihr nicht gefallen.
- Andere schwören auf Markenprodukte und würden nie etwas anderes in Betracht ziehen.
- Und dann sind da jene, die gezielt zu preiswerten Alternativen greifen, frei nach dem Motto: Wenn ich mehr Geld ausgeben würde, würde ich mich noch mehr ärgern.
Wie entscheidest du, was du kaufst?
Ich würde gerne sagen können, dass die Qualität von Produkten im Großen und Ganzen so gut ist, dass man irgendwas kaufen kann. Kann ich aber nicht guten Gewissens sagen. Bei Lebensmitteln bin ich fast immer auch mit den Angeboten vom Discounter sehr zufrieden. Aber bei Klamotten und Elektro(nik)geräten sowie Zubehör gibt es schon gewaltige Unterschiede. Ich kann mich nicht mal mehr auf Kleider- oder Schuhgrößen verlassen. Und darauf angesprochen sagt dann die Verkäuferin lapidar: „Fällt ein wenig kleiner aus.“ Um drei Größen?
Unsicherheit und Bauchgefühl
Das Problem ist, dass wir unserem Bauchgefühl nicht mehr trauen und das Gefühl haben, uns bei allem, was wir nicht regelmäßig kaufen, erst umfassend informieren müssen. Das Internet macht es scheinbar einfach, das Beste vom Besten zu identifizieren. Aber in Wirklichkeit fühle ich mich nach umfassender Recherche oft mehr verunsichert als vorher. Und ich brauche auch nicht „das Beste vom Besten“, nur irgendwas, das seinen Zweck erfüllt. Früher ging es ja auch ohne wochenlange Recherchen.
Meine Lösung ist so einfach wie pragmatisch: Ich verschaffe mir einen groben Überblick, kaufe dann nach Bauchgefühl das, was mir vom Preis-Leistungs-Verhältnis zusagt. Und – wichtig – wenn etwas gar nicht meinen Erwartungen entspricht, dann gebe ich es zurück, statt es reumütig als Fehlkauf im Schrank zu verstecken.