Unsere Gesellschaft wird immer mobiler … oder anders ausgedrückt: Von uns wird immer häufiger erwartet, mobil zu sein. Dazu gehört unter anderem, dass wir öfter umziehen – sei es dem neuen Job oder Veränderungen in unseren Lebens- und Familienverhältnissen geschuldet.
So ziehen Deutsche und Österreicher neuen Untersuchungen zufolge im Durchschnitt mittlerweile sechs Mal im Leben um. Wohlgemerkt im Durchschnitt: Manche bringen es auch locker auf doppelt so viele Umzüge. Vor fünf Jahren lag der Durchschnitt noch bei fünf Umzügen.
In Deutschland finden jährlich gut 14 Millionen private Umzüge statt, die Umzugsquote liegt bei 17 Prozent. Und in den vergangenen Jahren ist die Bereitschaft zum Umzug um ein Viertel gestiegen. Hinzu kommen über 10 Millionen Menschen, die gerne umziehen würden, es aber aus den unterschiedlichsten Gründen (noch) nicht getan haben.
Ich finde diesen Trend spannend, denn gerade erlebe ich im Bekanntenkreis, wie schwer das ganze Hab und Gut einen Umzug machen kann, das sich im Laufe der Zeit ansammelt. All dieser Besitz muss zusammengepackt werden und im neuen Heim wieder einen Platz finden. Und natürlich kostet ein Umzug umso mehr Geld, Zeit und Mühe, je größer der Besitz ist.
Unsere Bekannten würden gerne umziehen. Mal wieder. Zumindest ER möchte. SIE hingegen befürchtet, dann „wieder“ Monate oder gar Jahre im Chaos leben zu müssen. Denn sie sind in den vergangenen vier Jahren schon zweimal umgezogen und haben sich dabei immer vergrößert. Und obwohl es noch unausgepackte Kartons vom letzten Umzug gibt, reicht der Platz eigentlich schon wieder nicht. Beide haben diverse raumgreifende Hobbys (sie malt, er ist Modellbauer und Autobastler, beide haben zudem einen Hang zum Gärtnern). Und einen Fitnessraum gibt es auch. Aber das muss auch alles in Schuss gehalten werden und Ulla mag nicht schon wieder alles zusammenpacken müssen.
Zwar ist Ulla mit dem aktuellen Status quo auch nicht überglücklich, hat sich aber zumindest damit arrangiert. Jetzt haben sie einen Deal vereinbart: Sie trennen sich von allem, was nicht unbedingt mit muss an eine neue Location. Und sie vergrößern sich dann nicht wieder, sondern suchen sich maximal etwas mit der gleichen Wohnfläche und Zimmerzahl. Vor allem aber: ERST trennen sie sich von Ballast und DANN überlegen sie, ob sie überhaupt umziehen wollen. Und ein wenig hofft Ulla darauf, dass sie dann vielleicht gar nicht mehr umziehen wollen.
Aber die spannendste Frage, die sich für mich aus diesem Erlebnis ergibt: Wäre ich besitztechnisch bereit für den nächsten Umzug? Bist du bereit für den nächsten Umzug, wenn der Job, die familiäre Situation oder andere Lebensumstände das ratsam erscheinen lassen? Oder schreckt der ganze Besitz so ab, dass du dich lieber mit dem Status quo arrangierst?