Vor einiger Zeit habe ich einer Freundin beim Entschlanken ihres aus der Form geratenen Kleiderschranks geholfen. Oder erst mal genauer: helfen wollen. Denn obwohl sie mich extra um Unterstützung gebeten hatte, hatte sie bei jedem einzelnen Stück zunächst Probleme, loszulassen. „Aber das war so teuer.“ „Aber das könnte ich noch brauchen.“ „Aber das muss man doch nur flicken.“
Nach einiger Zeit, bei der ich versucht habe, ihr unser Sortiersystem aus Schlank im Kleiderschrank nahe zu bringen, aber sie ständig neue Einwände fand, haben wir uns dann erst mal ins Wohnzimmer gesetzt und darüber gesprochen, ob und – wenn ja – warum sie eigentlich ihre Klamotten ausmisten will. Sie wollte … aber ihr Hauptgrund schien zu sein, dass sie keinen Platz für neue Klamotten mehr hat. Damit war das Ziel klarer – und auch meine Aufgabe.
In der Folge ging es dann wesentlich leichter, wobei ich gezielt versucht habe, erstens vor allem ältere Sachen für das Ausmisten vorzuschlagen, und zweitens immer wieder betont habe, wie viel Platz sie so gewinnt. Offenbar fiel es ihr leichter, sich von einem dicken Wollpulli zu trennen als von ein paar sehr extravaganten Tops, die sie vermutlich trotzdem nie (oder höchstens mal in den eigenen vier Wänden) trägt.
Entscheidend fand ich aber, dass die zentrale Frage war:
„Welches Problem löst das?“
In diesem Fall: „Welches Problem soll unsere Ausmistaktion lösten?“ Wenn das Problem klar ist (hier: Platzmangel, weil man sich Neues kaufen möchte), lässt sich leichter eine Lösungsstrategie finden. Ich selbst Dinge-diäte eher, um mich von Ballast zu befreien und mehr Raum zum bewussten Leben zu bekommen. Aber natürlich ist jeder Grund okay. Auch, Platz für Neues zu schaffen. Nur die Lösungsstrategien können sich unterscheiden. Daher ist es wichtig, die Antwort auf die Frage zu kennen, zu benennen und zu verstehen, um schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen.
Aber die Frage „Welches Problem löst das?“ lässt sich auch sehr gut auf einzelne Gegenstände übertragen: Hat das Teil einen wirklichen Nutzen? Löst es also ein vorhandenes Problem? Oder ist es eigentlich überflüssig … nutzlos? Diese Fragen können helfen, sich sehr schnell für oder gegen einen Gegenstand zu entscheiden.
Viele meiner jahrelang gesammelten Küchenhelfer gaben beispielsweise nur vor, Probleme zu lösen: Tatsächlich habe ich sie entweder nie gebraucht (also gab es das zu lösende Problem nicht) oder sie waren umständlich zu nutzen oder schwer zu reinigen (löst das Problem unzureichend) oder ich hätte das auch ohne Spezialhelfer genauso gut hinkriegen können (kein echter Problemlöser). Was kein echtes Problem löst, kann weg. Und wenn man mehrere Problemlöser hat, braucht man eigentlich nur den, der sich am besten eignet.