Es heißt immer, dass alles zwei Seiten hat. Vielleicht hat ein erfülltes Leben drei?
Seit ein paar Tagen habe ich die folgende Grafik als Bildschirmhintergrund:
Diese simple Grafik ist für mich momentan so etwas wie ein Sinnbild für unsere Dinge-Diät und unsere Task-Diät:
- Bei vielen (auch bei mir früher) liegt der Fokus vor allem auf dem Have, also dem Besitz, dem Haben: Wir glauben, dass wir etwas sind, wenn wir uns etwas leisten können. Doch als ich zur Dinge-Diät gekommen bin, hatte diese „Have“ sich verselbstständigt und verdrängte die anderen Bereiche. Das ging so weit, dass ich niemanden mehr in das Chaos unserer Wohnung lassen wollte und mich ständig gefragt habe, ob ICH das Problem bin. Aber im Grunde war es nur das Übergewicht, dass der Besitz eingenommen hatte – mit all den Dingen, die völlig unnötig waren, aber Platz, Geld und Zeit raubten. Die Dinge-Diät kümmert sich vor allem darum, dass der Have-Kreis und damit der Besitz nicht aus der Balance gerät (oder eben erst mal auf ein sinnvolles Maß zurückgeschraubt wird).
- Aber Besitz ist nicht das einzige, das aus den Fugen geraten kann: Dass so viele gestresst sind, kurz vor einem Burnout stehen oder sich überfordert fühlen, das betrifft den Do-Bereich. Hierunter fällt jede anstehende Tätigkeit. Es geht darum, wie wir mit unserer Zeit umgehen. Versuchen wir, zu viele Aufgaben zu erledigen, dann ist das genauso fatal wie einfach Zeit zu vergeuden. Auch hier kommt es also auf das richtige Maß an: Oft tun wir etwas, das zwar notwendig erscheint, es aber gar nicht ist. Und das, was wirklich für uns wichtig wäre, kommt zu kurz. Die Task-Diät kümmert sich genau darum. Sie ist unabhängig davon, ob Sie ein Platzproblem haben und Ihr Kleiderschrank aus allen Nähten platzt, aber für ein bewussteres und erfüllteres Leben ist es wichtig, dass beide Bereiche – Do & Have – nicht aus dem Ruder laufen.
- Bleibt der Be-Bereich, das Sein. Im englischen Sprachraum ist „Being“ ein Hauptwort. Trotzdem kommt bei den meisten von uns das Sein oft zu kurz. Sein, das bedeutet nicht nur, in sich zu ruhen, sondern auch ein klares Ziel vor Augen zu haben. Es geht auch um Rollen – gute Eltern sein, ein guter Partner sein, ein gutes Kind, eine gute Freundin … letztlich aber immer ein guter Mitmensch sein. Auch den Be-Kreis können wir aufblasen mit Nichtigkeiten – Sie kennen vielleicht Menschen, die mehr vorgeben zu sein, als sie sind: mehr Schein als Sein.
Für mich steht „Be“ für das Sein & den Sinn im Leben, das „Do“ für den Umgang mit Zeit, aber auch das bewusste Erleben, und „Have“ für Besitz. In allen Bereichen kann sich auch unnützer und kontraproduktiver Kram ansammeln, der unsere Lebensqualität negativ beeinflusst. Wenn die Bereiche nicht im Einklang sind, sondern einer oder zwei deutlich überhand nehmen, dann gerät unser Leben aus dem Gleichgewicht.
Das bedeutet nicht, dass wir ausschließlich das besitzen sollten, was wir lieben: Ich „liebe“ meinen Küchentisch nicht, aber er ist praktisch und erfüllt einen Zweck. Es bedeutet auch nicht, dass wir nur Zeit mit dem verbringen sollten, was uns persönlich am Herzen liegt: Wir müssen arbeiten, um Geld zu verdienen, Hausarbeit machen, damit nicht alles im Chaos versinkt … aber wir müssen dafür sorgen, dass wir die verbleibende Zeit für uns sinnvoll nutzen. Und es bedeutet auch nicht, dass wir uns einfach vornehmen können, ab morgen nur noch eine einzelne Rolle auszufüllen, aber die mit Inbrunst. Das wäre nicht realistisch.
Aber wenn Sie ganz genau auf die Grafik oben schauen, dann sehen Sie, dass sich die Kreise in dem gelb schraffierten Bereich schneiden. Das ist der Bereich, bei dem die Dinge, die wir lieben (Besitz, Have), die Zeit, die wir verbringen (Erleben, Do) und unsere Lebensträume und -ziele (Sein, Be) zusammenfallen und das Leben lebenswert machen. Je mehr sich diese Kreise überlappen, umso erfüllter das eigene Leben.
Begrenzt wird das Ganze vom äußeren schwarzen Rahmen. Der symbolisiert die Möglichkeiten, die uns gegeben sind: das Geld und die Zeit, die uns zur Verfügung stehen, das Umfeld, im wahrsten Sinne des Wortes die „Rahmenbedingungen“. Der Rahmen schränkt ein: Wir können nicht beliebig viel Geld ausgeben oder beliebig viel Zeit aufwenden, auch wenn uns etwas bedeutsam erscheint. Aber der Rahmen liefert auch den Grund, sich zu bemühen, die drei Bereiche in Einklang zu bringen – lieber heute als morgen, denn für jede verstrichene Minute bekommen Sie keine zweite Chance.
Alles innerhalb des schwarzen Kastens macht uns aus – übrigens auch der Bereich außerhalb der drei Kreise. Das ist all das, was unbewusst abläuft, beispielsweise wenn wir schlafen oder einfach mal komplett abschalten.
Wie sieht Ihr persönliches Schaubild aus? Überwiegt einer der Kreise? Stehen die Kreise in einem ausgewogenen Verhältnis zum Rahmen? Ist die Schnittmenge der Kreise groß? Oder kaum wahrnehmbar?