Kürzlich erreichte mich ein Hilferuf einer Leserin, die gerne anonym bleiben möchte:
Liebe Inge,
ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich habe sowohl mit der Dinge-Diät wie auch der Task-Diät begonnen, weil ich mir einfach mein Leben ein wenig besser machen wollte. Doch schon bei der Bestandsaufnahme wurde mir immer bewusster, dass der Kram in meiner Wohnung und die ganzen Termine in meinem Kalender tatsächlich, wie Sie auch schreiben, Ballast sind, den ich die ganze Zeit mit mir rumschleppe. Ganz offenbar war mein bisheriges Leben von lauter Fehlschlägen und unerfüllten Hoffnungen geprägt. Sachen, die ich in der Hoffnung gekauft habe, dass sie mein Leben verbessern und bereichern, erweisen sich als nutzlose Staubfänger. Und mein Kalender ist voll von Terminen, bei denen ich nicht „Nein“ sage, weil ich hoffe, dass ich mich dann im Fall des Falles auch mal auf andere verlassen kann. Und dann in der Vergangenheit doch immer enttäuscht wurde.
Zur Zeit habe ich so stark wie nie das Gefühl, als sei mein bisheriges Leben eine lange Serie von Fehlschlägen gewesen. Das ist mir eigentlich erst durch die Beschäftigung mit Ihren Themen richtig bewusst geworden. Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Gibt es in so einem Fall überhaupt Hoffnung? Wie gehen Sie und Ihre Freundinnen damit um? Oder hatten Sie nie das Gefühl, versagt zu haben? […]
Zunächst: Ja, wir haben alle irgendwann ähnliche Gefühle durchlebt. Sich von Sachen aus seinem „früheren Leben“ zu trennen ist manchmal ziemlich schmerzhaft. Und zu sehen, dass man jahrelang Zeit vergeudet hat, ohne dafür Anerkennung, Dank oder eine Gegenleistung zu bekommen oder den eigenen Lebensträumen näher gekommen zu sein, schmerzt genauso.
Aber ich war vor Beginn meiner Dinge-Diät am Tiefpunkt. Da merkte ich nämlich, wie sehr mich der ganze Ballast – im wahrsten Sinne des Wortes – belastete. Und dass mein Verhalten bis zu diesem Zeitpunkt dazu führte, dass ich eigentlich nicht mehr mein Leben lebte. Deswegen war die Erkenntnis auch befreiend und hat mir geholfen, die früheren Fehlschläge zu verdauen.
Vor allem die Erkenntnis, dass ich mit meinem Verhalten zumindest Mitschuld an meiner Misere trug, und der Glaube daran, dass ich mit der Dinge-Diät und einer Verhaltensänderung tatsächlich meine Situation verbessern konnte, waren für mich wichtig. Das hat mir Hoffnung und Mut gegeben, aber natürlich war auch hilfreich, dass wir die Dinge-Diät im Team angegangen sind und uns gegenseitig unterstützen konnten.
Die Erkenntnis ist der erste (und wichtigste) Schritt, um etwas zu verändern. Insofern geht es nicht um „Versagen“, denn das ist eine rückwärts gewandte Denkweise. Vielmehr geht es darum, einen neuen Aufbruch zu wagen, etwas zu verändern – zu verbessern. Das eigene Leben und die eigene Zeit wieder bewusster in die eigene Hand zu nehmen.
Machen Sie Pläne, überlegen Sie, was Sie verändern wollen. Schmieden Sie sich eine neue, selbstbewusstere Zukunft.
Es ist keine Schande, Fehler im Leben zu machen. Nur sollte man daraus lernen und nicht einfach weitermachen wie bisher und den Kopf in den Sand stecken. Also: Nicht hadern und sich Versagen vorwerfen, sondern etwas ändern und sich neue Ziele setzen!
Wie gehst du mit solchen Situationen um? Wie verdaust du Rückschläge?Ich wünsche allen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, den Mut und die Zuversicht, eine Veränderung zu wagen und positiv in die Zukunft zu blicken.