Immer wieder werde ich gefragt, was man denn mit den Sachen machen soll, die man bei der Dinge-Diät aussortiert. Vieles ist ja prinzipiell noch gut in Schuss, teilweise sogar kaum gebraucht. Zu schade zum Wegwerfen … wie wäre es damit, die Sachen gebraucht zu verkaufen?
Ich plädiere zwar oft dafür, die Sachen einfach zu verschenken (auch gerne an gemeinnützige Organisationen) oder alternativ wegzuwerfen/freizusetzen, aber ich höre oft den Vorwurf, ich habe wohl zu viel Geld und die Sachen seien doch noch so wertvoll. Also haben wir mal verschiedene Optionen getestet. Und zwar an einem etwas älteren, gut ausgestatteten iPad, das wie neu aussah.
Erste Aufgabe: Alles zusammensuchen, vor allem das Zubehör samt Anleitung usw. Dann perfekt sauber machen, Daten löschen, Fotos machen und alles zusammenpacken. Dauer: rund eine Stunde.
Dann recherchieren: Was ist das Gerät noch wert?
Hier kommen einem schnell die Tränen, wenn man in den einschlägigen Foren, eBay und in Kleinanzeigen danach schaut, was nicht nur verlangt, sondern auch tatsächlich gezahlt wird. Die ganzen unverkäuflichen Angebote helfen nämlich nicht weiter. Bei Büchern, Medien, Computerspielen bekommt man fast gar nichts (von Raritäten mal abgesehen) und bei Gebrauchsgegenständen ist es sehr wichtig, dass sie komplett und ohne Gebrauchsspuren sind. Aber selbst dann … Für Unterhaltungselektronik gibt es auch Wertermittlungstools professioneller Ankäufer wie Rebuy, Flip4New, Wirkaufens usw. Auch Saturn und Mediamarkt bieten einen Ankaufservice – aber Vorsicht: zum Teil gibt es kein Bargeld, sondern nur Gutscheine.
Okay: Unsere Wertermittlung hat nochmal eine gute Viertelstunde gebraucht. Ergebnis: Unser iPad könnte, wenn es gut geht, noch gut 300 Euro bringen, mit Zubehör vielleicht ein wenig mehr. Und bei dem professionellen Ankäufer mit dem besten Preis (und Auszahlung) gut 250 Euro.
Dann ging es mit dem iPad auf den örtlichen Flohmarkt. Für ein einzelnes Teil lohnt sich so was natürlich nicht, aber es ging quasi als Gast mit auf einen privaten Verkaufsstand. Dummerweise war am Abend klar: Der Flohmarkt war ein Reinfall. Ein Angebot für 120 Euro und zwei „Interessenten“, die meinten, das Teil könne ja auch geklaut sein. Die Zeit für den Flohmarkt rechne ich mal nicht.
Next stop: Ein großes Anzeigenportal im Internet. Nur: Dazu braucht man eine gute Anzeige. Und die will erst mal getextet sein. Zum Glück hatten wir ja schon Fotos gemacht. Anschließend alles hochladen und warten. Und weiter warten. Vielleicht war unser Preis zu hoch, vielleicht die Beschreibung zu schlecht oder das Gerät zu wenig gefragt – jedenfalls gab es nach 14 Tagen noch immer keine Interessenten, obwohl wir den Preis zwischendurch sogar nochmal reduziert haben. Zeitaufwand für die Anzeige: rund eine Dreiviertelstunde.
Danach lag das Gerät noch immer hier und ein kurzer Check ergab, dass die gewerblichen Ankäufer bei der Wertermittlung schon wieder 5 Euro weniger boten. Um den Erfahrungsbericht abzuschließen, haben wir uns dann entschlossen, das iPad zu einem dieser Anbieter zu schicken. Das geht auch verblüffend problemlos: Kundenkonto anlegen, Gerät in den Warenkorb legen und Zustand anhand verschiedener Fragen beantworten (Optik, Zubehör, Funktion …), dann den vermutlichen Ankaufswert bestätigen und auf „Verkaufen“ klicken. Schon kann man sich die Versandunterlagen ausdrucken (in unserem Fall für verschiedene Versender). Der Versand ist kostenlos, wir mussten nur alles einpacken und im nächsten Paketshop des Versenders abgeben.
Das war einfach und hatte kaum eine halbe Stunde gedauert. Ungefähr drei Tage nach Eingang sollte laut Website die Wertermittlung stattfinden, dauerte dann aber doch über eine Woche. Na ja, nicht so schlimm. Ärgerlicher war schon eher, dass die „Wertermittlung durch den Experten“ trotz des vermeintlich tadellosen Zustands verschiedene „Mängel“ ergeben hatte: Gebrauchsspuren am Home-Button beispielsweise, Mikrokratzer auf dem Display und an der Ladebuchse. Das verminderte den Ankaufswert dann gegenüber der Berechnung nochmal deutlich, aber gerade in dem Rahmen, in dem man sich sagt: Jetzt ist das Ding endlich weg, was soll’s! Ich frage mich allerdings, ob solche „Mängel“ nicht bei Gebrauchtgeräten vollkommen normal sind, zumal man die wirklich mit der Lupe suchen müsste. Egal … wir haben dann das Angebot angenommen und konnten uns das Geld dann kurz darauf aufs Konto überweisen lassen.
Fazit: Das iPad hat wesentlich weniger eingebracht als erhofft, zum Schluss waren es gut 240 Euro. Wir haben viel Zeit investiert. Und die ersten Versuche endeten alle ergebnislos. Die professionellen Ankäufer sind die zeitsparendste Methode, dafür zahlen sie nicht besonders viel und finden ggf. noch versteckte, wertmindernde Mängel. Rechnet man noch den Zeitaufwand, dann lohnt sich das Ganze kaum.
Ganz ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass man mit vielen Sachen einfach abschließen sollte. Sie haben schon genug Geld gekostet – ob es sich jetzt lohnt, auch noch Zeit zu investieren, um einen Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises zurückzuholen, müssen Sie natürlich selbst entscheiden. Flohmarkt und Anzeigenportal würde ich mir in den meisten Fällen ersparen, höchstens Sachen zum Verschenken an Selbstabholer einstellen.