Eine neue Frage über Frag Inge:
Hochmotiviert bin ich Schritt für Schritt durch die Wohnung…einiges habe ich schon geschafft und mich meines Erachtens nach nicht übernommen. Doch nun leide ich unter einem absoluten Motivationseinbruch. Ich fange etwas an auzumisten und lasse es entweder dann ganz oder muss es sogar abbrechen, weil ich mich vollkommen überfordert fühle.
Haben Sie vielleicht einige Tipps, um wieder die vorherige Motivation zurück zu erlangen?
Das hört sich ja nicht so gut an. Erst mal klopfst du dir jetzt selbst auf die Schulter für all das, was du schon geleistet und erreicht hast. Und heute Abend oder morgen darfst du dir was gönnen: ein schönes Schaumbad, dein Lieblingsessen, ein Glas Wein … was auch immer du möchtest. Belohn dich für das Erreichte und vergiss für ein paar Stunden die Probleme, die noch vor dir liegen.
Leider weiß ich nicht, ob du eine(n) (oder mehrere) MitstreiterInnen hast und wo deine Kernprobleme sind. Geht es um bestimmte Bereiche, die einfach „zu riesig“ sind, dann braucht man andere Methoden als dann, wenn es schwer fällt, das einmal erreichte Wohlfühlgewicht nun auch zu halten. Motivation ist in beiden Fällen der kritische Faktor.
Für uns war es immer sehr hilfreich, dass wir miteinander auch in einem positiven Wettbewerb stehen. Wenn ich mal einen Durchhänger hatte, haben mich Petra und Karla oft wieder aufgebaut und mitgezogen („Komm, das schaffst du!“). Und auch die Tipps und Sichtweisen der anderen sind nützlich: Zu zweit oder zu dritt sieht die Welt einfach anders aus, als wenn man alleine vor dem überquellenden Kleiderschrank steht. Dazu die kleinen Wettbewerbe mit sich und mit den anderen, wobei es nicht nur um den Wettbewerb geht, sondern auch darum, die Erfolge zu feiern. Auch kleine! Also belohn dich mal für das, was du schon geschafft hast :-))
Regelmäßig kleine Schritte sind auch ganz wichtig, nicht das große Ganze. Am Anfang nimmt man sich die „leichteren“ Bereiche vor, das ist ganz normal. Irgendwann bleiben dann die Klöpse, an die man sich nicht mehr herantraut. Ich habe gelernt, die auch in kleinere Einheiten zu teilen und mich separat drum zu kümmern: ein Fach, eine Schublade, ein Unterthema nach dem anderen. Und möglichst immer (auch kleine) Erfolge und Fortschritte dokumentieren (Dinge-Diät-Tagebuch, Fotos) und zelebrieren. Und „regelmäßig“, weil dann die Dinge-Diät zur Routine wird und irgendwann das Denken und Handeln verändert. Also lieber jeden Tag ein Teil entsorgen, als einmal 21 und dann drei Wochen nichts mehr. Bei mir ist das Dinge-Diät-Denken mittlerweile so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sich mein Einkaufsverhalten verändert hat (wie ich ja auch im letzten Buch geschrieben habe).
Dann: Unbedingt Unterstützung und Rückhalt suchen! Je mehr man das Gefühl hat, auch durch Familie und Freunde Unterstützung zu bekommen, umso leichter lassen sich Tiefpunkte überwinden. Die gehören – so mein Eindruck – irgendwie immer dazu, aber man darf sich von ihnen nicht unterkriegen lassen. Wenn man sich total allein auf weiter Flur sieht, ist es natürlich schwer, sich selbst immer wieder zu motivieren. Gegen meinen Göga könnte ich auch nicht Dinge-diäten, aber zum Glück unterstützt er mich nach Kräften.
Wenn du einen zuverlässigen Freundeskreis hast, dann kannst du auch überlegen, es so zu machen wie ich mit Petra und meiner Küche: Lass deine beste Freundin entscheiden, was weg soll und was nicht. Alles, was sie aussortiert, kommt in Kartons und du versuchst, 30 oder 90 Tage ohne auszukommen. Das ist keine Universallösung für alle Problembereiche, aber für meine Küche war es in der Rückschau genau das Richtige.
Die Extremvariante ist natürlich die Einpackparty: alles einpacken und dann nur das wieder auspacken, was man wirklich benötigt. (Das geht natürlich nicht nur für die ganze Wohnung, sondern z.B. auch „nur“ für den Schreibtisch.) Aber dann schließe unbedingt mit dir einen Vertrag ab, dass du wirklich alle Sachen nach 90 Tagen entsorgst, die du nicht benötigt hast und die nicht unersetzlich oder notwendig (Steuerunterlagen …) sind.
Ich hoffe, diese Anregungen helfen dir ein wenig weiter.
Gerne kannst du mir auch von deinen jeweiligen Zielen und Erfolgen berichten – du musst die Mails nicht mal abschicken, wenn du nicht möchtest. Allein das Schreiben hilft, weil es Prozesse, Ziele und Ergebnisse deutlich macht: „Liebe xxx, mein Ziel diese Woche lautet Sockenschublade. Mindestens 20 Paare müssen weg.“ und „Heute habe ich alle Strümpfe weggeworfen, zu denen ich eh kein passendes Gegenstück fand. 7 Socken weniger sind nicht die Welt, aber der Anfang davon.“ Oft vergessen wir nämlich, die kleinen Erfolge wertzuschätzen.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und drücke die Daumen.