Vor ein paar Tagen habe ich ein langes – und ich meine langes – Gespräch mit einer Bekannten geführt. Sie findet die Dinge-Diät ja nett und nützlich, hat selbst viel zu viel Kram. ABER …! Und dann kamen ganz viele Gründe, warum das alles bei ihr nicht funktionieren kann:
- Sie kann doch nicht die teuren Sachen weggeben, die sind doch wertvoll.
- Sie kann doch nicht auf dies und das verzichten. Das kann man ja noch mal brauchen.
- Sie kann nicht umräumen und klar Schiff machen, denn ihre Kinder richten in kürzester Zeit wieder Chaos an.
Ich habe immer wieder versucht, ihr zu erklären, dass sie es ja nur mal versuchen müsse. Sie könne sich ja einen kleinen Bereich raussuchen. Denn Loslassen kann manchmal wirklich sehr befreiend sein, man muss es nur mal ausprobieren und erleben.
Aber sie blockte ab. Das ginge nicht. Warum?
Naja, wegen allem. Und dann kam eine ganze Latte scheinbar unveränderlicher und unumstößlicher Gegenargumente:
- Ihre Mutter würde das niemals verstehen.
- Die Kinder würden sie dabei nie unterstützen.
- Die kleine Wohnung böte keine anderen Möglichkeiten und bedinge das Chaos.
- Für Alternativen verdiene sie zu wenig.
Es war ziemlich frustrierend. Wir haben uns immer wieder im Kreis gedreht und ich hatte das Gefühl, dass sie das Gespräch mit mir gesucht hatte, weil sie sich eigentlich wirklich von Dingen trennen möchte und sie der zusätzliche Ballast wirklich runterzieht. Aber irgendwie habe ich gespürt, dass da eine große Angst ist. Auch die Angst vor Gesichtsverlust, die Angst vor der Mutter und der Familie. Aber da ist noch etwas: Eine Art Existenzangst, ausgelöst dadurch, dass sie sich all dieses Sachen irgendwann von dem wenigen Geld gekauft hat, das ihr zur Verfügung steht. Diese „Werte“ jetzt nicht mehr wertzuschätzen, das kann sie für sich (noch) nicht akzeptieren.
Ich hätte ihr wirklich gerne klar gemacht, dass man das alles in den Griff bekommen kann. Dass man mit der Dinge-Diät auch im Kleinen beginnen kann und dass jeder noch so kleine Erfolg dann zu mehr motiviert. Dass diese „Werte“ keine sind, wenn sie sie belasten. Dass sie manches auch versuchen kann, wieder zu verkaufen (Da kam gleich: Aber nur mit Verlust.). Und dass man für die Dinge-Diät kein Geld braucht, sondern jederzeit beginnen kann. Mittelfristig spart man sogar.
Vor allem aber, dass ihre ABER-Argumente nur ein Ausdruck ihres eigenen inneren Widerstands gegen Veränderung sind. Manchmal fürchtet man sich so sehr vor der Veränderung und der damit verbundenen Unsicherheit, dass man sich lieber mit dem verhassten Status quo abfindet, als den ersten Schritt zu machen.
Nach dem Gespräch, das mich ziemlich traurig und ratlos gestimmt hat, bin ich über ein Zitat von Henry Ford gestolpert.
Es lautet:
Ganz gleich, ob Sie denken, Sie können etwas oder Sie können es nicht, Sie haben recht.Henry Ford
Ich hoffe, sie wird irgendwann über ihren eigenen Schatten springen können. Dass sie das Gespräch mit mir gesucht hat, finde ich in dieser Situation eine enorme Leistung. Und es zeigt auch, wie sehr sie manches belastet. Um so enttäuschter bin ich über mich, dass ich ihr nicht wirklich helfen konnte. Aber der Antrieb und der Wille zu Veränderung muss letztlich immer von einem selbst kommen, sonst funktioniert es auf lange Sicht nicht und ist nur frustrierend für alle.