Neulich haben wir mal wieder zusammengesessen und über die Erfahrungen aus unserer Dinge-Diät und Task-Diät gesprochen. Es ging darum, was wir gelernt und wie sich unser Alltag und unsere Einstellung geändert hat. Einige Gedanken daraus werde ich demnächst mal hier vorstellen, aber einer, der von Vera eingebracht wurde, erscheint mir besonders wichtig.
Ich kann Veras Worte leider nicht wörtlich wiedergeben und auch sie erinnert sich nicht mehr genau daran, aber der Kern ist, dass Vera sich nun häufig fragt:
Ist das eigentlich „meins“?
Vielleicht denken Sie jetzt, dass es um die Besitzfrage geht und dann hört sich Veras Frage vielleicht merkwürdig an. Aber das ist es nicht. Klar weiß Vera, was sie besitzt, und niemand schleppt heimlich bergeweise Kram in ihr Leben, der sie total überrascht.
Vielmehr geht es um die Frage, ob sie wirklich hinter diesen Dingen, aber auch Aufgaben steht. Und dann kann man diese Frage auf alles Mögliche anwenden und es wird eine sehr, sehr gute Frage:
- Bücher: Ist das eigentlich „meins“? Will ich das wirklich noch lesen? Oder steht das einfach nur rum, weil mir irgendwer irgendwann mal suggeriert hat, ich sollte das lesen?
- Klamotten: Ist das eigentlich „meins“? Will ich das wirklich tragen? Oder ist es gar nicht mein Stil? Ist es vielleicht unbequem? Passt es nicht? Eigentlich habe ich gar keine Beziehung dazu – es ist nicht „meins“.
- Aufgaben auf der To-Do-Liste: Ist das eigentlich „meins“? Will (oder muss) ich das wirklich machen? Oder wäre es vielleicht die Aufgabe von jemand anderem, die ich nur aus einem Helfersyndrom heraus übernehme? Oder weil ich nicht „Nein“ sagen kann …
- Aktivitäten und Bekanntschaften: Ist das eigentlich „meins“? Oder geht mir der Tennisclub (oder was auch immer) eigentlich eh auf den Geist und kostet nur Zeit und Geld? Gibt es Bekannte, die mich eigentlich nur auslaugen und die ich eigentlich lieber meiden würde, mich aber nicht traue?
- Urlaub: Ist das eigentlich „meins“? Oder würde ich, statt immer in die Berge zu fahren, doch lieber mal ans Meer? Oder in die weite Ferne? Oder einfach mal zuhause bleiben und faulenzen?
Die Frage lässt sich wirklich auf alles übertragen. Und sie entlarvt sehr schnell, wenn wir nicht unser Leben leben.
Viele Dinge, mit denen wir uns umgeben, sorgen eigentlich nur dafür, dass wir nicht unser Leben führen, sondern irgendein fremdbestimmtes. Denken Sie nur an die Werbung, die uns laufend Dinge vor Augen führt, ohne die wir gar nicht mehr leben können. Wie viele Sachen in Ihrer Wohnung, in Ihrem Kleiderschrank und in Ihrem Keller sind nur traurige Überbleibsel von großen Hoffnungen und Werbeversprechen? Und wie viele Aufgaben und Ziele hängen wir uns um, nur weil es im Freundes- und Bekanntenkreis „in“ ist? (Meine Mutter (!) möchte einen Thermomix, obwohl ich weiß, dass sie ihn nie ausnutzen wird … aber alle reden darüber!)
Und es geht nicht nur um Dinge, die irgendwann mal Geld gekostet haben: Damit verbunden ist auch Zeit – und ein latent schlechtes Gewissen, weil man ja aus all dem nichts macht. Deshalb finde ich Veras Frage so spannend und so essenziell:
Ist das eigentlich „meins“?
Wir hätten viel mehr Spaß im Leben, viel mehr Zeit für uns, viel weniger Chaos und viel mehr Lebensqualität, wenn wir uns die Frage häufiger stellen und uns nur mit den Dingen und Aufgaben umgeben würden, die uns wirklich wichtig sind.