Leserin Sandra hat mir von einem Zeitvertreib berichtet, bei dem sie überall nach kleinen Details sucht, die mit einer Dinge-Diät optimiert werden könnten. Sie schreibt:
[…] Ich habe festgestellt, dass ich durch die Beschäftigung mit der Dinge-Diät und dein Blog mittlerweile mit ganz anderen Augen durch die eigene Wohnung, aber auch durch fremde Räume gehe. Mir fallen mittlerweile unnütze Dinge viel schneller ins Auge als früher. Wenn ich ehrlich bin, habe ich früher die Augen davor sogar bewusst verschlossen, aber jetzt suche ich förmlich danach.
Das hat dazu geführt, dass ich mir mittlerweile einen Spaß daraus mache, überall 10 Dinge zu finden, die nutzlos rumliegen und auf die ich entweder ganz ganz verzichten oder sie anders organisieren würde. Das ist ein netter Zeitvertreib und eine gute Übung, um die Sinne zu schärfen für Optimierungen in der eigenen Wohnung.
Angefangen hat es bei einer Freundin, die mich zum Kaffee eingeladen hatte und dann einen Anruf bekam. Ich saß vor meiner Tasse, wartete auf ihre Rückkehr und langweilte mich. Und dann habe ich mich umgesehen und … geschmunzelt: So einen Dekoteller, auf dem sich aller möglicher Kram angesammelt und Staub angesetzt hatte, hatte ich früher auch. Und mich oft genug drüber geärgert. Ach, sieh an … da unten ist so ein ähnliches Kabelgewirr wie bei uns damals – wenn ich mich da jetzt mit beschäftigen würde, wäre bestimmt eine der Steckerleisten überflüssig und ein paar Kabel könnten entfernt oder zumindest besser verlegt und organisiert werden. Als ich mich genauer umsah, sah ich die CDs neben den offenen Hüllen, die Prospektstapel und die traurige Zimmerpflanze. All das hatte ich früher auch in meiner Wohnung. Zum Glück kam meine Freundin dann wieder … und ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass ich ihre Wohnung quasi bewertet hatte.
Mittlerweile habe ich dieses ungute Gefühl aber nicht mehr. Im Gegenteil: Immer, wenn ich irgendwo bin und ein wenig Zeit habe, mache ich ein Spiel daraus und versuche, 10 Dinge zu finden, die nutzlos offen rumliegen oder die geschickter organisiert werden könnten. Okay, ich finde nicht immer gleich auf Anhieb zehn, aber dafür an den kuriosesten Stellen: im Wartezimmer beim Arzt, im Büro unseres Steuerberaters, in Restaurants und neulich beim Elternabend im Klassenzimmer meiner Jüngsten. Diese Spiel ist mittlerweile ein beliebter Zeitvertreib von mir. Aber manchmal finde ich auch Sachen, die mir selbst Anregungen geben, etwas besser zu gestalten und zu organisieren.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es mir nicht darum geht, die anderen schlecht aussehen zu lassen oder sie zu bevormunden. Meine Funde behalte ich in der Regel für mich und es ist mehr so ein Sherlock-Holmes-Gefühl, das mich mit offeneren Augen durch die Welt gehen lässt und meine eigene Wahrnehmung schärft. […]
Ich finde das ein sehr spannendes Gedankenexperiment. Optimierungspotenzial gibt es reichlich. Aber wie Sandra auch schreibt: In der eigenen Wohnung verschließt man leicht die Augen davor. In einer fremden Umgebung ist es viel leichter, Schwachstellen zu identifizieren, weil man weniger persönlich betroffen ist. Aber genau diese Fundstücke können dann wieder Anregungen geben für die Dinge-Diät in den eigenen vier Wänden.
Ich jedenfalls habe mich kürzlich beim Arzt und auch beim Besuch bei meiner Mutter dabei ertappt, wie ich Sandras „Spiel“ selbst gespielt habe. Und fand das wirklich interessant und lehrreich. Natürlich geht es nicht darum, zu sagen was die anderen „falsch“ machen, sondern nur zu erkennen, was man selbst anders machen würde.