Selbsterkenntnis ist bekanntermaßen ein guter erster Schritt zur Besserung: Nur wenn wir verstehen, warum wir etwas so machen, wie wir es machen, können wir sinnvoll hinterfragen, ob wir nicht anders besser zu unserem Wunschergebnis kommen könnten.
Aber wenn wir mal ehrlich sind, dann fragen wir uns oft gar nicht mehr nach dem „Warum?“, sondern lassen die Dinge so laufen, wie sie (scheinbar) immer waren. Alltag eben, Routine. Oder wir fallen in das andere Extrem und handeln irrational – kaufen beispielsweise Sachen, die gar nicht zu uns passen oder die wir gar nicht benötigen.
Wer mal hinter die Kulissen schaut, stellt schnell fest, wie viel „Speck“, der sich in unseren Schränken und in unseren Gewohnheiten angesammelt hat, eigentlich mal einem Ziel dienen sollte, das längst in Vergessenheit geraten ist. Oder eben nie geeignet war, uns irgendwie sinnvoll zu unterstützen.
Aber es ging ja um Selbsterkenntnis. Also: Was können wir daraus lernen?
Für mich ist das Wichtigste, immer wieder dafür zu sorgen, dass ich nicht zum Opfer irgendwelcher falscher Glaubenssätze werde. Ich muss nicht alles so machen, wie ich es immer gemacht habe. Vielleicht gibt es gute Gründe, etwas zu ändern?
- Veränderung zuzulassen kann beispielsweise helfen, Zeit zurückzugewinnen: Statt jeden Sonntag für die Familie am Herd zu stehen, könnte man auch mal ausgehen oder etwas kommen lassen … und so Energie für die nächste Woche tanken.
- Oder sie kann helfen, Geld zu sparen, wenn man feststellt, dass manches No-Name-Produkt genauso gut funktioniert wie das Markenprodukt, zu dem man sonst immer automatisch greift, aber viel günstiger ist. Ich habe eine Kollegin, die kategorisch nichts bei Aldi und Lidl kauft: „Das ist doch alles nur billigster Mist. Analogkäse und so.“ Tests sagen was anderes und jeder kann sich selbst überzeugen – aber sie lässt das gar nicht zu, bleibt bei ihrer Überzeugung.
- Oder es macht einfach mehr Spaß, mal was Neues zu erleben: Irgendwann wird jede Routine … zur Routine. Gewohnheit. Lang-wei-lig. Selbst wenn man es zur Perfektion in etwas bringt: Abwechslung regt die Gehirnzellen an und bringt Pep ins Leben.
Gerade der letzte Punkt aber ist auch dafür verantwortlich, dass wir manchmal vollkommen irrational handeln. Vor allem, wenn wir gefrustet oder gestresst sind, aber auch in Euphorie-Phasen, besteht die Gefahr, dass wir es übertreiben. Dann kaufen wir uns einen Minirock, obwohl wir damit nie in die Öffentlichkeit gehen würden, leisten uns ein neues Smartphone, obwohl wir es uns eigentlich nicht leisten können und das alte noch vollkommen ausreicht, oder wir „belohnen“ uns mit Eis und Süßigkeiten, die wir uns dann in den kommenden Wochen mühsam wieder abtrainieren müssen.
Selbsterkenntnis bedeutet auch zu erkennen, was solche Situationen bedingt und befördert. Und das ist meist, dass wir uns im Vorfeld zu wenig Abwechslung gegönnt haben – immer nur der alte, sinnlose Trott, nie tue ich was für mich, nie erlebe ich was Neues … also gönne ich mir jetzt mal was!
Je mehr Sie also Ihren Alltag hinterfragen und je bewusster Sie Abwechslung und Veränderungen zulassen, desto immuner werden Sie für Frustkäufe und desto mehr „quality time“ bringen Sie in Ihr Leben.