Lea fragt:
Hallo Inge.
Ich kann nur schwer an Sachen vorbei gehen. Ich habe versucht, mich selbst dazu zu erziehen, nichts unnötiges zu kaufen, aber irgendwie werde ich immer wieder schwach. Und egal, ob ich etwas kaufe oder es im Geschäft lasse: Ich habe danach immer das Gefühl, es falsch gemacht zu haben. Wann darf ich mir etwas Neues kaufen, wann nicht? Wie hältst du das? […]
Ganz ehrlich: Am Anfang hatten wir alle erst mal Probleme damit. Ich habe auch Phasen gehabt, in denen ich gerade meinen Kleiderschrank ausgemistet hatte und dann, wenn ich an einem netten Teil vorbeikam, mein innerer Schweinehund mir zuflüsterte: „Mist, du hast jetzt gar nichts Passendes mehr anzuziehen … das geht so nicht, du musst was haben für den Fall das Falles. Und das ist so eine günstige Gelegenheit!“ Oder: „He, du hast doch jetzt eh Platz und warst brav, da kannst du dich doch belohnen!“ Es gab auch Panikkäufe nach dem Ausmisten (nicht bei mir, aber in unserer Runde). Der Impuls, etwas zu kaufen, weil es notwendig scheint, sich eine gute Gelegenheit bietet oder man sich einfach etwas Gutes tun möchte, ist also ganz normal.
Zeit für etwas Neues?
Und am Anfang hilft das Unterbewusstsein dabei kräftig mit. Warum das so ist, habe ich beispielsweise hier ausführlich erklärt: „Die Dinge-Diät im Einkaufskorb: Bewusster Shoppen. Unnötige Käufe vermeiden. Kein Geld verschwenden.„ Im Kern meint es unser Unterbewusstsein dabei nur gut mit uns, es will uns nicht etwa reinlegen oder so. Es muss aber erst mal lernen, dass nun andere Faktoren wichtig werden.
Ganz schlecht ist es nach meiner Erfahrung aber, wenn man sich ein Kaufverbot auferlegt. Das führt zu dem, was Lea ja auch beschreibt: ständiges schlechtes Gewissen und schlechte Laune. Im Gegenteil: Belohnung ist für mich total wichtig! Aber es gibt eben verschiedene Möglichkeiten, sich zu belohnen. Spontankäufe stellen sich oft als überflüssig heraus (ehrlich, wie oft habt ihr schon Sachen spontan gekauft, die ihr dann doch nicht gebraucht habt?), also Dinge, die nicht gleich verbraucht werden, besser nicht ganz spontan kaufen, sondern mindestens eine Nacht überschlafen, bei größeren Anschaffungen besser eine Woche. Nein, natürlich meine ich nicht die ganze Woche schlafen … nur so lange nicht kaufen und – wichtig – auch nicht jeden Tag ständig darüber nachdenken. Viele reizvolle Impulskäufe verlieren ihren Reiz, wenn man dem Impuls nicht direkt nachgibt und den möglichen Kauf etwas verschiebt. Und nein: Meist ist die Angst, morgen würde es das Objekt der Begierde nicht mehr geben, vollkommen unbegründet. Und sollte es doch mal ausverkauft sein: Die nächste Gelegenheit kommt mit Sicherheit.
Und noch ein Tipp: Alle Anschaffungen (und dazu gehört auch ein Schal oder ein Paar Schuhe) als Ersatzbeschaffungen ansehen und erst ein äquivalentes Teil loswerden, bevor man das neue kauft. Das war für mich eine ganz wichtige Regel, die mir enorm geholfen hat.
Trotzdem sollte man auf Belohnungen keinesfalls verzichten, im Gegenteil: Ich habe auch gelernt, dass ich mich früher viel zu selten belohnt habe. Die Folge war dann, dass ich irgendwann in eine Art Kaufrausch fiel und das vor mir begründet habe, dass ich mir ja schon wochenlang nichts mehr gegönnt hatte. Keine Details, aber ich kann so viel sagen: Manchmal wurde das dann ganz schön teuer und bereut habe ich diese Aktionen eigentlich im Nachhinein immer.
Also besser viel häufiger belohnen, aber nicht mit Dingen, die eh im Schrank enden, sondern mit einer guten Flasche Wein, einem Restaurant- oder Museumsbesuch, einem Ausflug oder einem Wellness-Tag. Das muss nicht mal Geld kosten, aber es wirkt.
Also: Es gibt keine harten Verbote, denn die würden nur nach hinten losgehen und man verliert den Spaß an der Dinge-Diät. Lieber häufiger und kreativ belohnen als sich mit Impulskäufen zu belohnen oder zu trösten. Und Anschaffungen zumindest so lange zurückstellen, bis man ein äquivalentes Teil entsorgt hat – erst danach den Ersatz kaufen.