Heute möchte ich Sie zu einem kleinen Gedankenexperiment einladen: Sicher besitzen auch Sie eine Menge Dinge, von denen Sie gar nicht mehr so genau sagen können, wie und warum sie in Ihren Besitz gekommen sind. Suchen Sie sich ein paar große, sperrige Teile raus und fragen Sie sich einfach, warum Sie die Sachen noch immer behalten – und zwar schriftlich.
Erstellen Sie eine kleine Liste mit Gründen, die dafür sprechen, einen Gegenstand weiter zu behalten, und solchen, die dafür sprechen, ihn loszulassen. Seien Sie ehrlich. Es zählen nicht nur objektive Gründe, sondern auch rein subjektive, emotionale. Machen Sie sich aber nichts vor: Die emotionalen Faktoren sprechen nicht immer dafür, etwas zu behalten – oft zeigt sich bei genauer Betrachtung, dass emotional auch große Belastungen mit einem Gegenstand verbunden sind. Verschließen Sie nicht die Augen davor, wenn etwas Sie einengt und belastet. Aber seien Sie auch genauso ehrlich, wenn Sie einfach Freude an etwas haben, obwohl es objektiv „nutzlos“ erscheint.
Haben Sie die kleine Tabelle fertig? Gut! Die schriftliche Form macht uns unsere Gedanken und Emotionen bewusster und das Bild wird vollständiger, als wenn Sie das Experiment nur gedanklich machen. Jetzt gewichten und bewerten Sie die einzelnen Faktoren. Und dann entscheiden Sie über das weitere Schicksal des Gegenstandes.
Dieses Gedankenexperiment dient nicht dazu, möglichst viele Sachen zu entsorgen. Es ist völlig ergebnisneutral. Ziel ist es vielmehr, den eigenen Tunnelblick zu weiten. Im Alltag haben wir oft einen blinden Fleck für Problemfälle, da sie uns schon so lange begleiten. Sie gehören einfach „dazu“. Bei manchen ist es der überfüllte Keller oder Speicher, bei anderen vielleicht ein Schrankfach, ein Möbel oder andere Besitztümer, die man gar nicht mehr wahrnimmt. Mit dem Experiment können Sie gezielt nachspüren, wie Sie darüber wirklich empfinden und rationale und emotionale Faktoren abwägen.