Es ist schon eigenartig: Lebensmittel werfen wir haufenweise weg, weil das aufgedruckte Datum überschritten ist, obwohl die Sachen noch gut wären, und zugleich horten wir uralte Kameras, Handys und Pullover im Schrank, weil wir die ja noch mal brauchen könnten.
Kürzlich wollte ich zu meiner Mutter und sie bat mich, unterwegs ein paar Süßigkeiten und Wurst einzukaufen, da sie am nächsten Tag eine Bekannte zu Besuch erwartete. So weit nichts Besonderes, mache ich gerne. Aber als ich die Sachen dann bei ihr einräumen wollte, fand ich genau die gleichen Sachen schon vor. Auf meinen fragenden Blick erklärte sie: „Die kann ich der Martha nicht mehr anbieten, die sind ja schon abgelaufen.“
Diese Situation hat mich mal wieder daran erinnert, wie viele Lebensmittel täglich aus solchen Gründen weggeworfen werden. Und wir kamen ins Gespräch darüber. Vermutlich ist das Verhalten meiner Mutter ganz typisch für viele: Wenn das aufgedruckte Datum überschritten ist, dann sind die Sachen nicht mehr genießbar. Aber schon gar nicht mehr jemandem anzubieten. Ich habe sie gefragt, wie sie sich vorstellt, nach welchem Muster die Hersteller die Daten wohl da drauf drucken. „Na, die werden schon wissen, wie lange die Wurst hält. Die vergammelt dann ja irgendwann.“ Und noch etwas war interessant: Meine Mutter macht da keinen Unterschied, ob Sachen in der verschlossenen Verpackung sind oder geöffnet. Im Kühlschrank fand ich eine angefangene Leberwurst, die ich sicher nicht mehr hätte essen wollen, aber bei der meine Mutter darauf bestand, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum erst in eineinhalb Wochen abläuft. Ja, ungeöffnet und richtig aufbewahrt.
Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass sie sich nicht auf die Daten verlassen soll – weder in die eine noch in die andere Richtung. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist vor allem für den Händler wichtig, damit er alte Ware erkennt und aussortieren kann. Der Kunde orientiert sich natürlich auch daran, klar. Aber in der Regel halten sie Sachen auch ein paar Tage länger, bei Schokolade und Süßigkeiten bei richtiger Lagerung noch viel länger. Sie müsse einfach hinsehen und dran riechen, vielleicht mal probieren, ob Sachen noch gut sind – man merkt, wenn etwas vergammelt. „Ja, aber die haben sich ja bestimmt was dabei gedacht, wenn sie das Datum draufdrucken. Und beim Hackfleisch, da traue ich denen gar nicht. Früher haben wir das immer am gleichen Tag verbraucht. Aber das vom Aldi und vom Lidl soll eine Woche haltbar sein. Das geht ja gar nicht.“
Ich weiß nicht, ob ich mit meinem Versuch einer Erklärung zu Schutzgas, verpackter und frischer Ware usw. zu ihr wirklich durchgedrungen bin. Ich bezweifle es, denn sie hat mir dann erzählt, dass sie auch Eier wegwirft, wenn das Verkaufsdatum überschritten ist. Wenn die nicht mehr verkauft werden dürfen, so ihre Logik, dann will sie sie auch nicht mehr essen.
Schließlich haben wir die frischen und die gammligen Pralinen im Vergleich probiert. Ich habe keinen wesentlichen Unterschied feststellen können: Sie waren für mich nicht angelaufen, eingetrocknet oder sonst irgendwie von der Konsistenz anders. Für meine Mutter schon: „Das sind eindeutig die abgelaufenen.“ Und sie zeigte auf die in der alten Packung. Nur hatte ich vorher die Blistereinsätze mit den Pralinen vertauscht. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, es ihr zu sagen …
Wie halten Sie es mit der Haltbarkeit von Lebensmitteln? Werfen Sie viel weg oder wenig? Essen sie auch Sachen, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben? Und würden Sie sie Gästen anbieten?