Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie eigenartig unsere Zeitwahrnehmung ist? Gerade dann, wenn wir wenig erleben, haben wir im Nachhinein das Gefühl, die Zeit sei besonders schnell vergangen. Dabei schien es am Nachmittag in der langweiligen Abteilungsbesprechung noch so, als würde die Zeit nur so dahin kriechen.
In unserer Jugend schien es noch, als würde es bis Weihnachten oder bis zum nächsten Urlaub ewig dauern. Und wie viel Zeit wir hatten, um zur Schule zu gehen, Hausaufgaben zu machen, zu spielen, Freunde zu treffen, Bücher (oder nach Lust und Laune: Filme) zu verschlingen, Computerspiele zu spielen und gleichzeitig noch im Sportverein zu sein und ein Instrument zu lernen. Aber im Alter von 30 bis 60 scheint das Leben nur so dahin zu rasen: Keine Zeit für sich, für Freunde, für Hobbys. Je näher der Urlaub rückt, desto hektischer wird es und am liebsten würde man den Termin verschieben. Und wie oft fragt man sich am Abend, wo eigentlich schon wieder die ganze Zeit geblieben ist. Irgendwie frustrierend!
Das hat auch damit zu tun, das Konstanz langweilig ist: In der Rückschau erinnern wir uns nur an die Momente, die anders und speziell waren. An die Stunden, die wir mit langweiliger Büroarbeit verbringen, erinnern wir uns kaum. Aber den kleinen Auffahrunfall können wir in allen Einzelheiten abrufen, fast wie in Zeitlupe. „Memorable Moments“ sind es, die unser Leben lebenswert machen. Und es sind nicht nur die Bilder vor unserem Auge, die dazu gehören, sondern ein umfassendes, immersives Erlebnis, das alle Sinne umfasst – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Tasten. Aber meist ist unser Leben langweilig und es gibt nichts, das es wert wäre, erinnert zu werden. Und deshalb scheint es, dass die Zeit rast.
Das Gute ist, dass wir etwas ändern können, wenn wir nur wollen. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es in der Kindheit so viel zu entdecken gab – deshalb war es nicht langweilig und deshalb schien jedes Ereignis in der Zukunft furchtbar weit weg, weil ja dazwischen noch so viel anderes passieren würde. Und alles in der Rückschau war so vollgepackt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen, dass die zurückliegende Zeit gedehnt schien. Vergleichen Sie das mit Ihrem Alltag, der meist eher öde, langweilig und gleichförmig abläuft. Und bei dem Sie sich oft wie jemand fühlen, der nicht am Steuer sitzt, sondern allen möglichen „Sachzwängen“ unterworfen ist. Es passiert einfach nicht viel, das einer Erinnerung würdig wäre – und genau deshalb sehnen Sie sich eigentlich nach Abwechslung. Aber Sie gönnen sie sich nicht, weil Sie ja andere Verpflichtungen haben. Damit ist der Teufelskreis perfekt: Die Zeit verstreicht gefühlt immer schneller, weil Sie immer weniger Neues erleben, immer weniger Zeit für sich selbst haben!
Also, brechen Sie mal aus, schaffen Sie Situationen, die in Erinnerung bleiben. Fragen Sie sich was passiert, wenn Sie eine scheinbare Verpflichtung mal nicht so Ernst nehmen. Wenn Sie mal „Nein“ sagen. Wenn Sie mal nicht 120% geben, sondern nur 90. Und durchbrechen Sie vor allem die Verhaltensmuster, die Sie sich „gönnen“, um sich zu entspannen. Abends vor dem Fernseher festzuhängen oder „einfach mal nichts zu tun“ trägt nur dazu bei, dass Sie faktisch Ihre Zeit noch weniger nutzen und so zur weiteren Beschleunigung beitragen.
Was können Sie stattdessen machen? Nehmen Sie sich die Zeit, jede Woche irgendetwas Neues zu entdecken, irgendetwas Neues zu lernen, irgendetwas zu unternehmen oder umzusetzen, dass immer zu kurz kommt. Versuchen Sie, jeden Tag etwas zu erleben, das eine Erinnerung wert ist. Führen Sie Tagebuch und dokumentieren Sie diese Momente. Mit je mehr Sinnen Sie sie beschreiben (und damit verinnerlichen) desto besser. Bringen Sie durch kleine Gesten Abwechslung in Ihren Alltag: Bringen Sie Ihrem Partner eine Kleinigkeit mit, laden Sie die Kollegin zum Eis ein, bringen Sie der Nachbarin zwei Stücke Kuchen vorbei, wenn Sie gebacken haben.
Und dann ist ganz wichtig, dass Sie ein Ziel vor Augen haben. Eine Bucketlist, an deren Verwirklichung Sie Tag für Tag arbeiten. Mit klaren Zielen werden auch kleine Fortschritte „wertvoll“. Denn Sie haben jeden Tag, jede Woche etwas, für das es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen und auch mal „unberechenbar“ zu sein. Trauen Sie sich!
Klar ist aber auch, dass Shopping keine Lösung ist, wenn man sich aus dem scheinbar so hektischen und zugleich langweiligen Leben beamen will. Beim Shoppen ist der einzige Moment, an den wir uns (zumindest kurzzeitig) gerne erinnern der, dass wir uns etwas „gegönnt“ haben. Aber spätestens dann, wenn wir aus der Neuerwerbung nichts machen, kippt die Stimmung und wir bereuen den Kauf.
Die Task-Diät: Finden Sie zwischen Job, Haushalt, Familie & Freunden noch Zeit für sich und die Erfüllung Ihrer Träume