Wieder habe ich spannende und erhellende Leserpost bekommen. Bea schreibt:
Hallo Inge,
eigentlich bin ich keine Leserbriefschreiberin, aber durch deine Bücher und den Newsletter habe ich erkannt, was in meinem Leben bisher schief gelaufen ist:
Du kannst dein Leben nicht verändern, indem du shoppen gehst.
Was ich damit sagen will: Den meisten Kram, der mich ständig nervt, habe ich irgendwann gekauft, weil ich mich damit auf dem Weg in ein „anderes Leben“ sah. Die Laufschuhe beispielsweise mussten es sein, weil ich damit endlich meinen inneren Fitness-Schweinehund überwinden würde. Na ja, klappte natürlich nicht, die Dinger lagen bis letzte Woche ungetragen im Schrank. Jetzt sind sie weg. Oder der neue Reisekoffer, laut Werbung ultraleicht und megarobust. Nur die Reise hat nie stattgefunden. Tatsächlich war nie eine geplant, nur vielleicht unbewusst gewünscht.
Ich könnte zig Dinge aufzählen, die ich so ohne wirklichen Bedarf gekauft habe. Mittlerweile habe ich verstanden, dass ich damit immer in irgendwelche Träume investiert habe, die ich nie umgesetzt habe. Ich bin shoppen gegangen, um mein Leben zu verändern. Aber ich habe es nie verändert.
Mittlerweile habe ich dank deiner Anregungen und Impulse ein kleine Bucket List zusammengestellt und arbeite daran, mir jede Woche eine Kleinigkeit und jeden Monat etwas Größeres davon zu erfüllen. Ohne dich hätte ich das nie begonnen und mein eigenes Verhalten wahrscheinlich nie durchschaut.
Aber mir ist noch etwas aufgefallen, seit ich meine wahren Kaufmotive entlarvt habe: Ich glaube, dass die größte Unzufriedenheit mit dem ganzen unnützen Kram und der Situation daher rührte, dass all diese Sachen eigentlich Mahnmale meines ungelebten Lebens waren. Es ist enorm befreiend, sich von diesen Sachen endlich zu trennen.
[…]
Ich finde das extrem spannend. Für manche (viele?) Dinge, von denen ich mich im Laufe meiner Dinge-Diät getrennt habe, kann ich Beas Erfahrungen nur bestätigen. Und besser hätte ich das gar nicht ausdrücken können: Shopping ändert nichts, ist nur ein Surrogat, eine Ersatzbefriedigung für Bedürfnisse, die wir uns viel zu selten bewusst machen.
Und es ist zudem leicht, im Laden Opfer der Werbung zu werden: Selbst die Wahl des Joghurts oder der Zahnpasta verknüpfen die Marketingstrategen geschickt mit unseren geheimen Wünschen. Von den Produkten, die uns scheinbar gesünder, fitter, sportlicher, attraktiver oder klüger machen und die in unseren Alltag Exotik, Erotik, Abenteuer, Spannung und was sonst nicht alles bringen sollen, gar nicht zu reden. Da das eigene Kaufverhalten zu analysieren ist entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Dinge-Diät.
Und es freut mich ganz besonders, dass Bea eine Bucket List angefangen hat. Und dass sie meinen Tipp umsetzt, da nicht nur die ganz großen Lebensziele aufzunehmen, sondern auch kleine Dinge, die man schnell und problemlos umsetzen kann, die man aber schon ewig aufgeschoben hat. Mal ins Museum oder ins Konzert geht. Ein Buch lesen, das man schon immer lesen wollte. Eine alte Schulfreundin nach Jahren wieder mal treffen…
Danke für die tolle und motivierende Mail!