Was bleibt von mir, wenn ich einmal nicht mehr bin? Ich weiß, dass wir die Augen zumeist vor dem Thema verschließen. Aber in den vergangenen Wochen bin ich gleich mehrfach damit in Berührung gekommen.
Karla hat kürzlich einer Bekannten bei einer Wohnungsauflösung geholfen. Ein älteres, mittlerweile allein lebendes Familienmitglied war verstorben und die Wohnung musste komplett geräumt werden. Sie haben sich vier Tage lang durch Berge von Büchern, Schallplatten, Porzellantassen, Klamotten und vieles andere mehr gekämpft und fast alles weggeben müssen. Vorher waren schon die Kinder und Enkel dort gewesen, die sich eigentlich alles Mögliche nehmen hätten können und sollen. Aber keiner konnte etwas mit den Sachen anfangen. Der gesamte Besitz eines Menschen … plötzlich nur noch wertloser Ballast.
Ballast gerade auch deshalb, weil es der Besitz eines geliebten Verwandten war. Alle wollten bei der Wohnungsauflösung helfen, alle hatten sich vorgenommen, einen Teil der Sachen aufzubewahren. Aber es war emotional zu schwierig. Letztlich blieb die Arbeit an Karlas Freundin hängen, die sich überwunden hat. Und die erzählte Karla, dass einer der Enkel gesagt hatte: „Ja, ich vermisse Opa. Aber was soll ich mit dem Zeug? Das ist nur bedrucktes Papier, Musik höre ich digital … und nicht die von Opa. Und auch mit dem Rest kann ich nichts anfangen. Ich kann ja kein Museum aufmachen, nur weil er gestorben ist.“ Herzlos? Oder einfach nur zutreffend?
Als Karla davon erzählte, war Petra zufällig dabei. Und die konnte eine weitere Facette zu dem Thema beisteuern. Ein Onkel von ihr hat sich nämlich ein Tablet gekauft und trennt sich von seinen Büchern und seiner Musiksammlung. Er steigt um auf E-Books und digitale Musik. Zum Geburtstag hat er sich ein Spotify– und ein Skoobe*-Abo gegönnt, E-Books kann er auch in der örtlichen Bücherei ausleihen. Seine Argumentation (er ist jetzt 59): „Langsam werden die Augen schlechter und auf dem Tablet kann ich mir die Schriftgröße einstellen. Und die Zeit meiner größten Musikleidenschaft ist eh vorbei. Vor allem aber will ich niemandem zur Last fallen und falls ich mal ins Heim muss, kann ich das alles eh nicht mitnehmen. Lieber will ich in Erinnerung bleiben als jemand, der vorgesorgt hat, denn als jemand, der ein riesiges Chaos hinterlassen hat.“
Was soll von Ihnen bleiben? Wie gehen Sie mit Ihrem Besitz um? Zwar fällt es schwer, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber im Grunde wäre es gut, rechtzeitig einmal mit der Familie zu sprechen.
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