Die Nicht-Beachtung meines dritten Zeitspar-Tipps hat mich viel Lebenszeit und Energie gekostet und mir viel Frust bereitet. Früher hatte ich nämlich den Wahn, dass alles perfekt sein sollte, was ich anpacke. Vor allem im Haushalt. Ja, vieles blieb liegen und sammelte sich an, aber das, was ich begann, sollte eben perfekt werden. Nur war eben nicht alles perfekt … eigentlich war damals nichts perfekt. Im Gegenteil.
Wohl gerade, weil ich mit der Gesamtsituation so unzufrieden war, meinte ich, ständig putzen, aufräumen und saugen zu müssen. Das war vor der Dinge-Diät. Mir war der Kram einfach über den Kopf gewachsen. Und jeder Griff zum Staubsauger bedeutete, erst mal Sachen aus dem Weg schaffen zu müssen. Beim Staubwischen wanderten ständig Stapel von A nach B und zurück. Immer wieder hatte ich die Angst, meine Mutter oder meine Schwiegermutter könnten plötzlich unerwartet reinschneien und auf der Deckenlampe Staub entdecken oder mir vorwerfen, die Fenster seien nicht ordentlich geputzt.
Vergeudung und Frust
Ich habe ständig versucht, die Wohnung nicht nur sauber, sondern rein zu bekommen … und bin natürlich nicht nur an meinen eigenen Ansprüchen gescheitert, sondern habe auch sinnlos Zeit vergeudet. Ich konnte stundenlang putzen – und sah anschließend dennoch keinen Fortschritt. Gäste luden wir zu der Zeit üblicherweise eh eher ins Restaurant denn zu uns ein, weil ich „das Chaos“ niemandem zumuten wollte.
Heute weiß ich dreierlei:
- Ich habe mir selbst die Messlatte so hoch gelegt, dass ich meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllen konnte.
- Viel hilft eben nicht viel, sondern führt irgendwann nur zu Frust und Selbstzweifel. Kleine Schritte und realistische Ziele führen viel eher zum Ziel.
- Es ist absurd, sich von dem möglichen Urteil anderer abhängig zu machen: Weder meine Mutter noch meiner Schwiegermutter haben sich je zu meinen hausfraulichen Qualitäten geäußert. Bei anderen sind es der Chef, die Kollegen, Familie und Freunde oder gar die Nachbarn, vor deren Ächtung man sich fürchtet. Totaler Blödsinn, denn letztlich gilt nur, ob ich selbst mit mir zufrieden bin.
Lass es doch andere machen!
Und dann gibt es auch noch jene Aufgaben, bei denen man einfach weniger effizient ist, die einem schwer fallen oder die man einfach hasst – solche Tasks kann man andere machen lassen! Karla bringt zum Beispiel manche Sachen in die Wäscherei und bekommt sie gewaschen und gebügelt zurück. Viele Leute haben einen Steuerberater, manche eine Haushaltshilfe oder sie nutzen einen Einkaufsservice. Damit gewinnen sie nicht nur Zeit, sondern ersparen sich auch Frust. Und die Kosten für eine professionell gebügelte Bluse oder die zeitgerecht erledigte Steuererkärung sind nichts im Vergleich zur eigenen Verzweiflung am Bügelbrett oder vor der Schuhschachtel mit den Steuerbelegen.
Das Auslagern an Dritte (bzw. schon das Nachdenken darüber) kann aber auch noch aus einem anderen Grund helfen, den eigenen Perfektionismus zu bekämpfen. Denn wenn man es sich mal genau überlegt: Diese ganzen Arbeiten sollen ja rasch und bezahlbar ausgeführt werden. Es geht um Effizienz. Niemand wäre begeistert, wenn die Erledigung ewig dauern und dann wahnsinnig teuer würde. Auch wenn das Argument wäre: „Ich habe es diesmal besonders gewissenhaft gemacht und lieber dreifach kontrolliert.“
Mein fiktives Budget
Seit ich mir das klargemacht habe, setze ich für meine eigene Zeit einen fiktiven Stundenlohn an und verordne mir ein Maximalbudget – so viel Aufwand und nicht mehr! Und wenn mich etwas wirklich wahnsinnig nervt oder ich es ewig vor mir herschiebe, überlege ich: Muss ich das wirklich machen oder kann ich es ersatzlos streichen? Muss das wirklich ich machen oder kann ich damit auch jemand anderen beauftragen? Meinen Perfektionismus werde ich wahrscheinlich nie ganz loswerden, aber das „Loslassen“ gelingt mir tatsächlich immer besser!