Immer wieder bekomme ich Zuschriften, in denen die Schreiber(innen) von mir wissen wollen, wo sie am besten mit ihrer Dinge-Diät anfangen sollen. Oft steht dann auch dabei, dass eigentlich überall Handlungsbedarf sei und alles wie ein riesiger Berg scheint. Manchmal steht aber auch quasi das Gegenteil drin: Eigentlich ist alles okay, aber eben nicht perfekt.
In beiden Fällen ist es natürlich unmöglich, eine konkrete Empfehlung zu geben, ohne die persönliche Situation zu kennen. Und selbst dann müsste der Impuls immer noch von einem selbst ausgehen. Deshalb empfehle ich in solchen Fällen immer, zwei Listen zu erstellen:
- Alles, was dich an deiner Wohnung nervt und daran hindert, dich dort richtig wohl zu fühlen.
- Alles, was dir an deiner Wohnung gefällt, worauf du stolz bist, was dir Freude macht, wo du dich verwirklichen, zurückziehen und Kraft tanken kannst.
Diese Listen sollte man mindestens sieben Tage im Alltag wälzen und immer wieder überarbeiten, bevor man daraus Schlüsse zieht. Noch besser sind vielleicht zu Beginn 14 Tage – und zwar im Alltag, also nicht gerade in der Ferienzeit oder immer nur am Wochenende. Der Grund ist einfach: Wir werden mit der Zeit betriebsblind, sowohl für das, was gut funktioniert, als auch das, was uns ständig behindert. Sich jeden Tag bewusst immer wieder diese Fragen zu stellen, hilft in zweifacher Hinsicht:
- Die erste Liste gibt Anregungen, was man verändern oder abstellen sollte. Und oft reicht schon wenig, um eine Verbesserung in manchen Bereichen zu bewirken.
- Die zweite Liste aber ist genauso wichtig: Sie zeigt nämlich, dass es auch positive Elemente gibt. Und das ist wichtig zu sehen, um an den eigenen Erfolg zu glauben.
Mein zweiter Rat lautet dann, sich abwechselnd jeweils einen Punkt von der Liste vorzunehmen: Irgendein Ärgernis abzumildern und dann, quasi als Belohnung, einen Bereich, der eh schon gefällt, noch ein wenig auszuweiten oder zu optimieren.
So vorzugehen motiviert viel mehr, als sich nur auf die Liste mit den negativen Aspekten der Wohnung zu fokussieren: Es geht darum, die Inseln auszubauen und zu vermehren, die Energie spenden und als Rückzugsgebiete dienen. Die, in denen man man selbst sein kann. Ich denke dann immer an die Unendliche Geschichte von Michael Ende, in der sich das Nichts immer weiter ausbreitete. Mit den zwei Listen ist das Ziel genau umgekehrt: Die belebenden und positiven Bereiche werden ausgeweitet, die „Frustareale“ immer weiter zurückgedrängt.
Übrigens: Ich führe die Listen ebenfalls regelmäßig. Einfach um mich davor zu bewahren, dem Chaos unbemerkt im Alltag Raum zu bieten, und um zu erkennen, wann ich meine Wohlfühlbereiche optimieren sollte.