Wann haben Sie das letzte Mal in Ihre Mails geschaut? Haben Sie schon die aktuellen Nachrichten verfolgt? Der DAX ist unter Druck, Flüchtlingskrise, der Klimawandel … ständig ist irgendwas, um das wir uns kümmern oder sorgen können. Stress pur.
Aber machen wir uns diesen Stress nicht selbst? Vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Mutter telefoniert und sie macht sich Sorgen: „Wie soll das nur mit der Welt weitergehen … ?“ Sie hat die Nachrichten gesehen, die Zeitung gelesen und ist verunsichert. Verständlich. Dabei nutzt sie nicht mal Internet, E-Mail, Social Media und Co., die bei vielen von uns zu noch mehr Informationsüberflutung beitragen.
Ich habe sie dann gefragt, was sich konkret für ihr Leben verändert hat.
„Ach, es wird alles teurer. Und schlimmer.“ „Was ist denn teurer?“ „Na ja, Strom und Gas. Und alles.“ „Und Käse und Milch?“ „Ja, die sind billiger geworden, aber früher …“
Ja, früher war alles besser. Wir kamen dann auf die Kriege in der Welt, auf Flüchtlinge und vieles mehr. Schließlich habe ich sie wieder gefragt, welche Auswirkung das ganz konkret auf ihr Leben hat. Sie konnte es nicht konkret sagen, nur eine diffuse Verunsicherung ist da, dass alles schlechter wird und wir kurz vor der Katastrophe stehen.
Ich kann meine Mutter verstehen. Aber ich glaube auch, dass wir – persönlich und als Gesellschaft – für diese Verunsicherung selbst verantwortlich sind. Meine Mutter hat keine Aktien, also kann für sie der Aktienindex eigentlich egal sein. Und selbst für jemanden, der Aktien besitzt, lautet der Ratschlag eher, sie ein paar Jahre liegen zu lassen statt von jedem Kursverlust in Panik versetzt zu werden.
Und das Gleiche gilt für alle Nachrichten: Die Medien sind darauf angewiesen, rasch das Interesse der Leser zu gewinnen. Also textet man Headlines, bei denen noch das umgefallene Fahrrad in Hintertupfingen als Zeichen für den nahenden Weltuntergang präsentiert wird. Neutrale Berichterstattung ist kaum mehr möglich. Neutrales Lesen und Deuten der Nachrichten auch nicht.
Und dann werden wir bombardiert mit Nachrichten. Früher gab es mal drei Fernsehsender, die zudem nur einige Stunden am Tag sendeten. Und die Tageszeitung brachte die Nachrichten von gestern – ein bisschen Weltpolitik, ein wenig Deutschlandpolitik, etwas Kultur, viel Sport und vor allem Regionales. Aber wenn man es las, war es schon erledigt. Und die Journalisten hatten eine Bilanz gezogen. Heute? Hunderte von Sendern, die 24 Stunden am Tag um die Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlen. Dazu Tausende, ach Millionen von Websites und Online-Diensten. Und Twitter, Facebook, WhatsApp, E-Mail und mehr. Nur „live“ und „instant“ ist Trumpf, für Analysen bleibt keine Zeit. Die müssten wir selbst vornehmen, aber dazu fehlt uns das Hintergrundwissen. Das erzeugt Verunsicherung!
Dazu kommen noch die ganzen ultrawichtigen und eiligen Nachrichten von Freunden und Bekannten. Schnell reagieren, hier ein „Like“, dort ein Kommentar. Stress pur. Aber auf der anderen Seite: Wenn das Handy schon 30 Minuten keine neue Nachricht mehr signalisiert hat, schütteln manche Besitzer es hektisch und fragen sich, ob es kaputt ist. Oder noch schlimmer: Ob sie in ihren Kreisen in Ungnade gefallen sind. Man könnte ja was verpassen, nicht auf dem Laufenden sein, nicht mehr dazu gehören.
Und so setzt sich in unseren Köpfen fest, dass alles immer komplexer, hektischer und schlechter wird. Dabei ist unsere tatsächliche Lebensqualität viel höher als vor 10, 20 oder gar 50 Jahren. Und wir haben eine geniale Möglichkeit: Einfach mal abschalten. Nicht nur die Geräte, sondern auch die Gedanken im Kopf, den Stress, den Versuch, die Komplexität der Welt auf das eigene Leben zu übertragen. Auch das ist Task-Diät!
Denn wenn wir ehrlich sind: In den allermeisten Fällen machen wir uns vollkommen unbegründet Sorgen. Die Dinge kommen doch anders. Oder sie betreffen uns gar nicht. Oder die Darstellung war eh übertrieben. Nehmen Sie die Nachrichten weniger ernst, sich dafür umso mehr. Und beschäftigen Sie sich mit Problemen erst, wenn Sie sie wirklich persönlich betreffen. Ich verspreche, dass es Ihnen damit besser geht, obwohl sich gar nichts verändert.
Und jetzt:
http://www.youtube.com/watch?v=dvoBDZulykA
RIP, Peter Lustig (1937–2016)