Natürlich habe ich auch welche … und wenn Sie ehrlich zu sich sind, Sie auch: schlechte Angewohnheiten. Aber was ist das eigentlich? Und wie wird man sowas los?
Schlechte Gewohnheiten sind nichts anderes als einstudierte, eingeprägte Verhaltensmuster, die eine negative (oder zumindest keine positive) Wirkung auf uns und unser Leben haben. Ob das jetzt so etwas ist wie Rauchen, ein ganz anderes „Laster“ wie Junk Food oder ein Schuh- oder Taschentick, ist ganz egal. Auch, wer sich abends einfach vor den Fernseher setzt und sich berieseln lässt, wer sich selbst oder andere vernachlässigt, wer bei Diskussionen laut wird oder nicht mit Geld umgehen kann – alles Beispiele für schlechte Angewohnheiten.
Wer schlechte Angewohnheiten loswerden will, muss sich einfach bemühen. Du kannst das! Streng dich an! Und wer dabei versagt, rückfällig wird oder aufgibt, der hat einfach zu wenig Willensstärke bewiesen.
Aber halt: So einfach ist es nicht. Wer versucht, schlechte Angewohnheiten durch Willenskraft zu eliminieren, der kämpft gegen sich selbst. Er gibt unterbewusst zu, dass ihm diese Angewohnheit etwas bringt – irgendeinen scheinbar positiven Effekt, ein erwünschtes Gefühl, eine Emotion oder Hoffnung. Vielleicht auch einfach nur einen Moment der Ruhe und des Nicht-Nachdenkens in der Hektik des Alltags. Aber wenn das so ist, wenn ich die schlechte Angewohnheit im Grunde mit etwas Positivem verbinde, dann funktioniert das mit der Willenskraft verdammt schlecht – ich versage mir dann ja etwas!
Statt also die Willenskraft darauf zu fokussieren, etwas zu unterlassen, das vielleicht doch gar nicht ganz schlecht ist, ist es viel effektiver, mit seiner Willenskraft etwas Positives bewirken zu wollen. Deshalb darf man sich auch nicht fragen, was verloren geht, wenn man die schlechte Angewohnheit ablegt, sondern man muss sich fragen, was man dadurch Positives erreichen kann. Wer beispielsweise nicht mehr raucht, der spart Geld. Und er tut etwas für seine Gesundheit.
Wenn Sie aufhören wollen zu rauchen und Ihre Gesundheit nicht total angegriffen ist, dann zieht vielleicht das Geldspar-Argument. Aber Geld zu sparen ist für sich genommen auch noch kein besonderer Motivator. Also gehen Sie noch einen Schritt weiter: Wofür wollen Sie Geld sparen? Ganz konkret: Was wollen Sie sich gönnen? Nehmen wir an, Sie möchten schon immer eine Traumreise machen, können sich das aber nicht leisten. Also stellen Sie diesem kleinen Moment der Ruhe, den Sie vielleicht empfinden, wenn Sie sich eine Zigarette anzünden, jetzt einen neuen Anreiz gegenüber: Jede nicht gerauchte und nicht gekaufte Zigarette bedeutet Erspartes für Ihre Reisekasse. Und Sie legen tatsächlich diesen Betrag dafür zur Seite.
Jetzt verändert sich das mit der Willenskraft: Statt sich darauf zu konzentrieren, etwas „Verbotenes“ zu unterlassen, konzentrieren Sie sich darauf, etwas Erwünschtes zu erreichen. Die Motivation ist viel stärker, weil es jetzt nicht mehr um Verzicht, sondern um Zielerreichung geht!
Noch weiter steigern kann man die Erfolgsquote, wenn es gelingt, die alte, schlechte Gewohnheit durch eine neue, positive zu ersetzen, die das neue Ziel unterstützt und den gleichen Zeitslot belegt. Das ist nicht immer einfach, aber um bei unserem Raucher-Beispiel zu bleiben: Sich einfach keine Zigarette anzuzünden spart zwar Geld und füllt so die Reisekasse, aber die drei Minuten, die früher mit Rauchen verbracht wurden, sind plötzlich nicht mehr ausgefüllt und fühlen sich leer an. Diese Leere ist wieder ein Symbol für Verlust – und damit der Grund, warum so viele dann doch wieder anfangen zu rauchen. Gelingt es, in diesen drei Minuten eine neue, positiv besetzte Gewohnheit zu etablieren, dann ersetzt sie die alte und das Verlustgefühl kommt nicht auf. Vielleicht nutzen Sie die drei Minuten, um Ihre Traumreise ein wenig weiter zu planen, vielleicht kaufen Sie sich einen Bildband und blättern in solchen Momenten darin – wichtig ist nur, keine Leere aufkommen zu lassen.