In Österreich hat die AMA (Agrarmarkt Austria Marketing) den Lebensmitteleinkauf der Österreicher untersucht. Die vielleicht interessanteste Erkenntnis: Die Leute haben keine Zeit! (Oder zumindest haben sie das Gefühl, keine Zeit zu haben.)
So sinkt die Einkaufshäufigkeit zumindest für den Lebensmitteleinkauf: 2011 sind die Österreicher im Durchschnitt noch 137,3 mal Lebensmittel einkaufen gegangen, 2016 noch 127,7 mal. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass alle Die Dinge-Diät im Einkaufskorb gelesen und verinnerlicht haben, somit eifrig Einkaufslisten schreiben und geplanter an die Sache herangehen. Ist aber eher unwahrscheinlich. Und so sieht die Untersuchung die selteneren Einkäufe als Beleg für den Zeitmangel.
Dazu passt, dass die Untersuchung als großen Trend das Thema „Convenience“ ausmacht:
- Alles, was beim Einkaufen und Zubereiten schnell und einfach geht, liegt demnach im Trend: Aufgeschnittener Käse in der Selbstbedienung sowie fertiger Reibkäse gewinnen kontinuierlich Marktanteile. Und auch bei Wurst und Schinken greifen die Österreicher immer öfter zu aufgeschnittener Ware. Dafür sind die Kunden sogar bereit, mehr zu bezahlen.
- Auch bei der Zubereitung zu Hause soll es schnell gehen: Vorbereitetes Gemüse (gewaschene Salate, TK-Produkte), Fertig- und Halbfertiggerichte sowie Fleisch, das sich zum Kurzbraten eignet, sind bei den Österreichern beliebt.
- Und auch auf lange Haltbarkeit achten die Konsumenten in Österreich: H-Milch und ESL-Milch verdrängen Frischmilch immer häufiger.
Gleichzeitig sagt die Studie aber auch, dass die Konsumenten in Österreich immer häufiger direkt vom Bauern kaufen: 26 Prozent der Haushalte kaufen mindestens einmal pro Jahr am Bauernmarkt oder im Hofladen ein. (Na gut, „einmal im Jahr“ finde ich jetzt nicht gerade viel … das widerspricht dann auch nicht der These, dass die Österreicher keine Zeit haben. Sonst würde ich nämlich sagen, dass gerade der Kauf direkt vom Bauern ein ziemlicher Zeitfresser sein kann.)
Wie sieht das bei dir aus: Hat sich dein Einkaufsverhalten in den letzten Jahren verändert? Wie?
Ich erkenne mich in einigen Trends wieder, aber nicht, weil mir die Zeit fehlt, sondern eher, weil es bequemer, praktischer und effizienter ist:
- Ich gehe ganz sicher seltener Einkaufen – das liegt aber daran, dass ich wirklich geplanter vorgehe als früher und mit Einkaufsliste auch weniger vergesse bzw. spontan kaufe.
- Wurst und Käse in Scheiben: Ja, durchaus. Es ist praktisch und wer meinen Mann (Linkshänder!) mal mit einem Stück Käse hantieren hat sehen, wird verstehen, dass so auch die Verwertung besser ist. Ich kaufe aber vor allen abgepackte Käse- und Wurstwaren (ja, ich weiß: Verpackungsmüll), denn einerseits finde ich die unter Schutzatmosphäre verpackten Lebensmittel hygienischer als die von der „Frischetheke“, die von der Verkäuferin angehustet werden, und andererseits bin ich an der Theke oder auf dem Markt schon häufiger … naja, sagen wir mal „übervorteilt“ worden, wie sich zuhause beim Nachwiegen zeigte.
- Fleischberge, die erst mal 8 Stunden schmoren müssen, überlasse ich höchstens meinem Mann, der dann Pulled Pork daraus macht. Aber in letzter Zeit wird der auch faul und kauft lieber fertiges, eingeschweißtes Pulled Pork.
- Und Haltbarkeit: Schuldig im Sinne der Anklage. Ich kaufe auch H-Milch statt Frischmilch. Hat einfach damit zu tun, dass die sonst bei uns Gefahr laufen würde, gammelig zu werden.
Aber zum Glück geht der Convenience-Trend bei uns nicht so weit, dass wir uns von Fertiggerichten und Fastfood ernähren. Im Gegenteil: Eher soll der Einkauf schnell gehen, damit mehr Zeit zum Kochen und vor allem zum genussvollen Essen bleibt.