Eine Untersuchung der Harvard-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass regelmäßiges Meditieren und Yoga mehr positive Effekte haben als ein Urlaub. Kann ich gut nachvollziehen, denn wenn ich mir anhöre, was mancher im Urlaub so anstellt, artet das in mehr Stress aus als die tägliche Arbeit.
Neulich hat uns mein Chef seine Urlaubsfotos gezeigt. Natürlich musste es in fernste Gefilde gehen. Und dann will die kostbare Zeit ja gut genutzt sein: Also war jede Minute verplant. Klar: Gesehen haben sie viel. Und als „Vorzeigeprojekt“ war der Urlaub sicher auch dienlich. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er entspannter und erholter zurückgekommen ist. Im Gegenteil.
Wie sieht es bei dir aus? Musst du auch die kostbare Zeit möglichst gut ausnutzen? Und bist dann am Ende des Urlaubs schon wieder urlaubsreif? Oder bist du eher der Typ für „Beine hoch und faulenzen“? Wir machen manchmal spontan Urlaub, lassen uns dann aber eher treiben. Klar, sich vorher informieren, welche Möglichkeiten es gibt, finde ich wichtig. Aber dann vor Ort entscheiden, wozu man Lust hat. Und auch mal einfach irgendwo hinsetzen und Land, Leute und Wetter genießen. Das hat auch den Vorteil, dass ich keine Urlaubssouvenirs erjagen muss – weder die typischen Mitbringsel noch Fotomotive. Das Meiste davon schaut sich ein paar Wochen nach dem Urlaub eh keiner mehr an.
Aber ich finde auch den zweiten Teil interessant und wichtig – gerade aus Sicht der Dinge- und Task-Diät: Yoga, Meditieren … einfach einen Platz haben, an dem man sich wohl fühlt, an dem man man selbst sein und abschalten kann. Solch einen Platz in der eigenen Wohnung zu haben ist für mich enorm wichtig: Ich erinnere mich noch mit Schrecken daran, dass meine Wohnung früher ein ziemliches Chaos war und es da keinen Ort gab, an dem ich mich wirklich wohl fühlte und an dem ich entspannen konnte. Da fühlte ich mich immer gehetzt und mir saß das Gefühl im Nacken, erst noch aufräumen und ausmisten zu müssen, bevor ich mal zur Ruhe kommen durfte.
Heute ist das zum Glück anders. Und ich habe mir diese Wohlfühlorte geschaffen. Und so kann ich immer wieder Kraft tanken und den Alltagsstress loslassen. Und für mich ist es auch eine Meditation, wenn ich einfach eine Kerze anzünde, in die Flamme schaue und langsam all die Gedanken loslasse, die mich den ganzen Tag umgetrieben haben. Man muss dazu nicht in Leggings im Schneidersitz auf dem Boden sitzen und irgendwelche Mantras aufsagen.
Und Yoga? Dass ich nicht gerade der ultrasportliche Typ bin, habe ich ja schon einige Male erwähnt. Ich bin auch kein Typ für Fitnessstudio und Yoga-Gruppe. Trotzdem (oder gerade deswegen) finde ich es wichtig, eine Ecke zu haben, wo ich auch mal spontan eine Yoga- oder Fitnessübung machen kann. Einfach, um die Balance wiederzufinden, Verspannungen loszuwerden und den eigenen Mittelpunkt wiederzufinden.
Als ich von der Studie las, ist mir in den Sinn gekommen, wie wichtig es ist, solche Wohlfühl-, Meditations- und Yoga-Ecken in der eigenen Wohnung zu haben. Zu haben, nicht: mit mehr oder weniger Aufwand bei Bedarf schaffen zu können. Denn nur dann nutzt man die Möglichkeiten auch. Und regelmäßige Entspannung und Abschalten sind so wichtig – gerade im Alltag.
Wenn du keine solchen Ecken hast, dann schaff sie dir. Besser heute als morgen. Und nutze sie – es muss keine klassische Meditation sein und es braucht keine komplizierten Yoga-Posen. Hauptsache, du findest dich selbst. Und das Zeug in den Schränken hilft dabei nur sehr, sehr selten.