Wenn ich mir unsere Freunde und Bekannten anschaue, dann scheint Zeit ein Kernproblem unserer Gesellschaft zu sein. Genauer: zu wenig Zeit. Jeder wirkt irgendwie gehetzt und gestresst. Da bleibt kaum Zeit für Freunde, Familie und Hobbys.
Aber mal ganz ehrlich: Vergeuden wir nicht alle wahnsinnig viel Zeit, indem wir uns stupiden Beschäftigungen hingeben?
Was bringt es mir, wenn ich, geschafft von der Arbeit, am Abend vor den Fernseher werfe und (weil das normale Fernsehprogramm eh nichts zu bieten hat) am Stück 6 Folgen irgendeiner US-Serie anschaue? Was bringt es mir, mehrere Stunden am Tag mit Internet und Social Media zu verbringen? Was bringt es mir, die Nachrichtenticker zu verfolgen, um „up to date“ zu sein? Es gibt viele Beschäftigungen, bei denen man eben das ist – „beschäftigt“ –, aber bei denen letztlich nichts „bleibt“. Es ist eigentlich verlorene Zeit ohne Wert.
Neulich las ich irgendwo einen Artikel, in dem jemand beschrieb, wie sein siebenjähriger Sohn ihn aufforderte: „Papa, schalt mal das Handy aus und spiel mit mir!“
Ich finde, das ist ein erschreckendes, aber auch wegweisendes Szenario.
Sollten wir nicht viel häufiger darüber nachdenken, was uns etwas „bringt“?
Nicht finanziell, sondern für uns selbst – langfristig, auf Dauer. Für die Seele. Oder an neuen Fähigkeiten und Erfahrungen, von denen wir zehren und an die wir uns gerne erinnern.
Sich um die Familie kümmern, sich mit Freunden treffen, etwas Neues erleben, neue Fähigkeiten erlernen, … – alles ist besser als seine Zeit mit etwas zu verbringen, das vielleicht bequem und naheliegend ist, von dem wir aber zugeben müssen, dass es auf Dauer nichts gebracht, sondern nur Zeit gekostet hat.